Ein Leben in den verbotenen Landen

Zhadel – Halbelfischer Zauberer

…oder wie alles seinen Lauf nahm.

Ein Junge, den feuchten Waldboden vergessend, kniete an einem schmalen Rinnsal das sich mühsam seinen Weg durch Laub und Moss bahnte. Die Stirn angestrengt in Falten gelegt, starte er in das Wasser. Unter seinem Blick schlug das es Wellen wo keine hätten sein sollen, ganz so als wäre dort eine Kaulquappe die an die Oberfläche steigen wolle.

„Junge, was treibst du da?“

Am Wegesrand stand eine Gestalt, schwer gestützt auf ihren Stab, den Umhang voller Staub einer langen Reise. Interesse und eine leichte Erheiterung lagen in ihrer Stimme als sie den Jungen ansprach der, mit dem Rücken zur Straße, ihr kommen nicht bemerkt hatte.

„Oh, du hast sie verscheucht!“

Der Junge sah mit traurigem Blick zu der Person am Wegesrand auf.

„Wenn soll ich verscheucht haben?“ erwiderte diese mit rauer Stimme.

„Das Mädchen im Fluss. Ich wollte sie herauslocken damit wir zusammen spielen können.“ sprudelte es aus dem Knabe hervor. „Aber jetzt ist sie weg“ konnte er noch hervorbringen bevor er streng unterbrochen wurde.

„Komm mit Junge, ich muss deine Eltern sprechen.“ Nach einer kurzen Pause sanfter ergänzend: „Und vergiss nie: Wo immer Wasser ist kannst du deine Freundin wiederfinden!“

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.

Ein Gespräch im Wind

Eine Stimme lag im Wind, rau und abgerissen: „Was soll der Knabe?“

„Magister, er hat eine natürliche Verbindung zu den Elementen, ihr müsst ihn Unterrichten. Was er alles erreichen könnte.“ Zirdas Stimme war bei ihrer Antwort voller Erwartung.

Der Wind säuselte bedeutungslos bis sich erneut Worte herausbildeten: „Er ist ein Elf, oder doch fast. Bis er soweit ist werde ich nicht mehr sein. Und du? Wer weiß, eine alte Frau?“

Der Wind frischte auf und steigerte sich zu einem kleinen Sturm: „Bring ihn zurück!“

Ausdruckslos starte Zirda in den Himmel. Minuten später hauchte sie nur ein Wort in den Wind: „Nein!“

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…oder ein neues Zuhause

„Sieh her mein Junge, hier werden wir leben.“

Zirda strahlte bei ihren Worten zufriedene Zuversicht aus.

„Spürst du die Balance der Elemente? Das Meer zerschellt am Fuß der Klippen, der Wind treibt die Gischt herauf, der Boden ist voller Kraft und Leben und in diesem alten Signalturm brannte so lange Feuer das man seine Essenz heute noch spüren kann.“

Der Knabe an ihrer Hand sah mit erwartungsvollem Blick zu ihr auf, dann hinüber zu der Turmruine – ganz so als müsste jedem Moment ein Schloss aus dem Boden sprießen. Stattdessen sagte Zirda:

„Die Dörfler werden morgen mit dem Bau des Hauses beginnen. Anschließend richten wir den Turm her, von dort oben können wir die Sterne beobachten.“

Doch da hatte schon etwas anderes die Aufmerksamkeit des Jungen erlangt. Er machte sich von Ihrer Hand los und lief zu einer überwucherten, etwas abseits gelegenen Zisterne.

„Hm, ja – auch Süßwasser findet sich hier“ murmelte Zirda leicht genervt ob der Obsession des Kinds für Wasser vor sich hin.

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„Hör auf mit dem Wasser zu spielen!“ rief Zirda ungehalten. „Lehm hat mehr erschaffen als nur das Flüssige!“

Der angesprochene Bursche erhob sich daraufhin vom Rande der Zisterne und trottete unwillig in Richtung des Hauses.

„Aber Feuer ist gemein.“ brummte er dabei in Richtung seiner Lehrerin. Woraufhin sie erwiderte: „Dann hilf mir hier im Beet, diese Boden enthält genauso viele Erkenntnisse über das Sein wie deine Wassergeister.“

Unverständlich Murmelnd ignorierte der Junge die Aufforderung: „Dann doch lieber Feuer…“

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… oder die Furcht vor der Versuchung

„Wieso habe ich keinen Namen?“

Der Junge der gerade Karotten stückelte sah bei diesen Worten mit einer Intensität zu seiner Lehrerin hinüber die klarmachte das die Antwort auf keinen Aufschub dulden würde.

Zirda rührte trotzdem noch einen Moment stoisch in dem Topf auf dem Herd herum bevor sie sich ihrem Schüler zuwandte.

„Es gibt Mächte jenseits der Schleider die solche wie uns beobachten.“ sagte sie mit heiser Stimme und fuhr leise fort: „Nicht alle sind uns wohlgesinnt.“

Der Junge unterbrach sie forsch: „Das weiß ich alles – was hat das mit meinem Namen zu tun? Alle Kinder im Dorf haben einen! Nur ich nicht!“

„Diese Kinder sind nicht wie wir“ raunzte Zirda ihn daraufhin an. „Hör zu und unterbrich gefälligst nicht!“

Wieder in einem gedämpften Tonfall fuhr sie dann fort: „Etwas nicht benennen zu können, zum Beispiel ein Kind das unbedacht ihre Aufmerksamkeit erregt hat, verwirrt sie und, mit etwas Glück, richten sie ihr Streben auf jemand anderes.“

Fluchend unterbrach Zirda ihre Erklärung um sich wieder der Suppe auf dem Herd zuzuwenden. Nachdem sie den Topf vom Herd genommen hatte setze sie neu an: „Aus diesem Grund mein Lieber, geben wir den Schülern keinen Namen bis ihre Ausbildung abgeschlossen ist.“

„Und jetzt gib mir die Karotten, mal sehen ab das hier noch zu genießen ist.“ sagte sie mit abschließendem Tonfall, auf den Topf deutend.

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„Magistra! Magistra!“

Eine junge Frau, etwa 14, hastete den schmalen Pfad vom Dorf hinauf: „Ihr müsst ihn retten!“

Zirda, die, wie immer wen das Wetter es zuließ, in ihrem Garten war, sah mit alarmiertem Blick auf.

„Bring meinen Stab und die Tasche! Hörst du Bursche?“ Rief sie in Richtung des Hauses hinter sich. Dann viel sanfter zu der Magd gewandt: „Langsam, erzähl mir was passiert ist.“

Diese erwiderte noch ganz außer Atem: „Mein Bruder, er ist in den Brunnen gefallen. Wir wissen nicht wie wir ihn retten können.“

Kurze Zeit später trafen die Zauberin und ihr Schüler im Dorf ein. Die Bauern hatten derweil den Verunglückten aus dem Brunnen gezogen. Aber er log nun dort auf dem Boden und atmete nicht mehr. Zirda eilte zu ihm und fing mit Untersuchungen an. Ihr Ziehsohn kniete sich nieder und bettete den Kopf des Kindes auf seinen Oberschenkeln.

„Was soll das?!“ fuhr Zirda ihn daraufhin an. Erhielt aber keine Reaktion. Vielmehr schien es so das ihr Schüler in eine andere Welt eingetaucht wäre und nichts um sich herum wahrnähme.

Als er kurz darauf mit elfischen Worten zu sprechen begann geschah auch etwas mit dem Kind vor ihm. Ein Schwall Wasser ergoss sich aus dessen Mund und Nase während sein Körper sich aufbäumte als litte er unter enormen Schmerzen.

Ein erleichtertes Seufzen ging kurz darauf durch die versammelten Dörfler als das Kind einen sichtbaren Atemzug tat.

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Eine neue Theorie

Zirda saß an ihrem Schreibpult und notierte auf vielmals abgeschabten Pergament:

“Der Bursche hat mir heute seine neue Theorie unterbreitet. Demnach hat er eine Verbindung zu den elementaren Avataren, sie leiten ihn, sprechen zu ihm. Das personifizierte Wasser soll ihm sogar Ihren Namen verraten haben – Syrisia. Ich glaube eher das sein Verstand auf diese Weise seinen angeborenen Blick hinter die Schleier zu verarbeiten versucht. Ohne seine imaginären Wesenheiten würde er vielleicht seinen Verstand verlieren.”

Nach kurzem Zögern setzte sie die Feder erneut an:

“Aber wer will das schon abschließend beurteilen, wer weiß schon was die Götter für uns vorgesehen haben.”

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…oder eine Lektion im Zuhören

Der Wind trieb die Wellen mit aller Macht gegen die Klippe. Im Haus knarrte jeder Balken unter dem Ansturm der Böen. Dessen Ungeachtet standen zwei Gestalten auf der offenen Plattform, oben auf dem alten Signalturm.

“Spürst du die Wut, die Rastlosigkeit, den Neid auf alles was einen festen Platz in dieser Welt hat?” schrie Zirda gegen den Wind an. Der Bursche neben ihr nickte heftig.

“Jetzt höre was dahinter ist, dieser Orkan kommt weit aus dem Osten, er wird dir erzählen was er gesehen hat. Du musst nur lernen zuzuhören.”

Der junge Mann in ihrer Seite stemmte sich gegen den Wind und starte konzentriert auf die See. Nach einer kleinen Ewigkeit rief er verzagt: “Es ist nur Wind! Wenn dort etwas ist wird es übertönt.”

Ein Seufzen das Zirda von den Lippen gerissen wurde: “Nein, nein ‒ der Wind selbst singt. Höre hin!”

“Aber wie?” rief ihr Schüler.

“Stell dir vor du wärst ein Blatt, lass dich Treiben, bringe deine Gedanken in Gleichklang mit dem an- und abschwellen des Windes.”

Eine Stunde später starrte der Lehrling immer noch in die tiefhängenden Wolken. Tränen liefen ihm über die Wangen vom beißenden Wind hervorgeloggt. Plötzlich stöhnte er auf: “Ein Schiff, fortgerissen, wie ein Korken im Wasser hüpft es so lustig herum. Wie? Es versteckt sich unter den Wogen? Komm zurück! Ich will spielen!”

Etwas später in der warmen Stube: “Magistra, es war furchtbar. All die Menschen, für ihn nur ein Spiel.”

Zirda erwiderte ernst: “Ja, das war sicherlich furchtbar. Aber da war noch mehr was du nicht gehört hast. Nichtsdestotrotz ein wirklich guter erster Versuch.”

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…oder ein Name, endlich!

An einem lauen Frühlingstag standen Zirda und ihr Schüler vor dem Haus. Sie trug ein langes schwarzes Kleid das an den Säumen mit silbernen Fäden bestickt war. Ein breiter, dunkelblauer Gürtel war um ihre Hüfte gelegt. Aus dem selben Stoff war auch die Weste gefertigt die der junge Mann trug. So herausgeputzt standen die beiden sich auf Armeslänge gegenüber. Er, steif und unbehaglich, sie, festlich und erfreut. Zirda hatte den Platz präpariert und fünf Gefäße im Kreis aufgestellt: Eine Feuerschale, einen Krug voll Wasser, ein Pflanzgefäß mit Blumen, eine merkwürdige geformte Vase aus der immerzu ein Säuseln zu hören war und eine janusköpfige Kanope. “Heute, an diesem Tag” intonierte Zirda “will ich dich anerkenne als gleich und würdig. Heute will ich deinen Namen nennen, gewählt nach alter Tradition denn du hast hinter die Schleier gesehen und wurdest nicht von ihnen verhüllt: Zhadel! Unter diesem Namen wirst du fürhin bekannt sein.” Nach diesen Worten sahen die beiden sich noch eine Weile an bevor es aus Zhadel herausplatzte: “Das wars? Das ist alles? Jetzt bin ich Zauberer?” Zirda lächelte mild: “Was hast du erwartet? Das die Götter herabkommen dir zu Gratulieren?”

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Die Kerze auf dem Sekretär flackerte unruhig während draußen der Herbstwind vehement Einlass in die warme Stube forderte.

“Seit zwei Jahren immerzu Streit und Zwist. Wer hat ihm nur diesen Floh ins Ohr gesetzt? Die Welt will er sehen, forschen und zwar vor Ort. Was will er so erfahren was er nicht auch hier von unserem sicheren Heim aus in Erfahrung bringen kann?”

Zirda, tiefe Falten hatten sich in den Jahren in ihr Gesicht gegraben, musste eine Träne aus den Augenwinkeln wischen bevor sie sich wieder auf ihr Tagebuch konzentrieren konnte.

“Gestern, als ich im Dorf unten war, ist er verschwunden, heimlich aufgebrochen in diese fremde Welt. Ohne ein Wort!”

Von Wut und Sorge getrieben legte sie den Federkiel bei Seite um auf den Turm zu steigen, mit sich ringen ob sie den Wind befragen sollte, aber das würde Zhadel auch nicht zurückholen.

Am Abend setzte Sie ihre Eintragung doch noch fort und notierte einen abschließenden Satz: “Nun, wenigstens ist er nicht dumm, zwei Decken und Lebensmittel so viel ein Mensch tragen kann. Den alte Tornister hat er ebenfalls genommen und mein schärfstes Messer. Ich hoffe er kommt zurück zu mir.”

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