Lizenzen

Heute führte mich mein Pfad erneut durch das Wirrwarr menschlicher Gesetze und Regularien. Nach unserer Rückkehr ins Dorf erhielten wir unsere Belohnung von Ernesto, doch es schien, als wollte er nicht anerkennen, dass wir eine Bedrohung für das Beseitigen der Banditen und Goblins verdient hatten. Auch Amirasolas Bemühungen, ihm die Unsinnigkeit der Magielizenzen zu erklären, trafen auf taube Ohren, so verwies er uns an Mareno der wohl eine Art Schutzherr von Leet sei. Diese Menschen mit ihrem kurzen Leben und ihrer starren Denkweise – sie begreifen nicht, wie wenig Bedeutung ihre Regularien in der endlosen Spanne der Zeit haben. Es wird sich zeigen, wie weitsichtig dieser Mareno sein wird.

Auf dem Markt verkauften wir die wenigen Schätze, die wir im Hügel gefunden hatten. Drei Trion Taler für alles zusammen – ein magerer Lohn, aber das war zu erwarten. Beim Händler fanden wir nichts für uns und bei der Alchemistin erfuhr ich, dass auch für die Alchemie eine Lizenz nötig ist. Auch hier schien ein Gespräch wenig Fruchtbares zu ergeben, wohl gibt es für alles Dunkle das mit der Alchemie getan werden kann, bereits Gesetze, dennoch wollte sie die Unsinnigkeit der Lizenz nicht einsehen. So wurde auch langsam Amirasolas klar, dass diese Menschen mit ihrer kurzen Lebensspanne so viele Gesetze beschlossen hatten, dass sie selbst nicht mehr wissen, warum sie einst beschlossen wurden.

In der Taverne trafen wir auf Meranos Koch, der uns bat, Harpieneier zu sammeln – oder Leipa-Eier, wie einige Gäste meinten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir die Eier von humanoiden Wesen stehlen sollten, falls es doch Harpien wären. Und mit der Aussicht, dass wir wiederholt für keinerlei Gefahren bezahlt werden würden auf unserem Weg, nahmen wir diese Aufgabe vorerst nicht an.

Als wir schließlich Mareno trafen, sprachen wir lange über die Lizenzen und deren Sinn sowie die Vergütung der Beseitigung von Gefahren. Es ist bemerkenswert, wie engstirnig diese Menschen sind, wie sehr ihre kurze Lebensspanne sie daran hindert, das Große Ganze zu sehen. Mareno konnte uns nicht versichern, dass wir Magie ohne Lizenz zum Wohle aller nutzen dürfen, auch wenn er selbst es nicht als verwerflich ansieht. Ebenso konnte Amirasolas und meine Wenigkeit ihnen nicht klarmachen, dass wir einen Teil der Aufgaben der Ritter übernommen hatten und daher es nur gerecht wäre, einen teil ihres Lohnes zu bekommen, welcher uns ebenfalls nicht gesagt wurde. Am Ende erhielt Faar eine temporäre Magielizenz und kaufte sich eine Handelslizenz. Auch mir wurden temporäre Lizenzen für Magie und Alchemie ausgestellt. Doch all diese Lizenzen verfallen, wenn der König wechselt – ein weiteres Zeichen dafür, wie vergänglich ihre Regeln sind.

In diesem Moment dämmerte es uns: Die strikten Regeln und Lizenzen der Ritter dienen nicht nur zur Ordnung, sondern zur bewussten Unterdrückung der Bevölkerung. Hohe Gebühren für Schutz und Erlaubnisse halten die Menschen arm und abhängig. Außerdem scheint es so, als ob Leet eine Art Pufferzone ist, ein Spielzug, um Zeit zu gewinnen, sollten dunklere Zeiten kommen.

Mit dieser Erkenntnis beschloss Faar und ich, dass unsere Reise hier nicht enden würde. Wir würden nicht nur für unsere eigenen Interessen kämpfen, sondern auch versuchen, die Ungerechtigkeiten aufzudecken und den Menschen zu helfen, sich aus der Knechtschaft zu befreien.


Ein Character von Tealk, gespielt wird das Aborea Regelwerk

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