Kapitel 1

Du erwachst und dein ganzer Körper schmerzt als wäre eine Herde Elefanten über dich getrampelt. Schläfrig gähnst du herzhaft und streckst dich wobei du mit dem linken Arm gegen eine Wand und dem Rechten gegen Stoff stößt. Warum war da eine Wand? Da gehört keine Wand hin! Du öffnest die Augen und schaust dich um. Dämmriges blaues Licht erfüllt eine 2m lange, 75cm breite und hohe Nische in der du liegst. Rechts ist ein Vorhang, über dir ein dunkles Display. Du schiebst den Vorhang beiseite und blickst in einen schmalen Raum, nicht viel mehr als einen 3 Meter langen Gang mit einer Tür am Ende. Deine Schlafnische scheint die obere von zwei zu sein. Die gegenüberliegende Wand hatte zwei Schranktüren mit Namen daran. Ein Name war Smith und der andere war Anderson. Neben den Schranktüren war noch eine breitere Tür ohne Beschriftung. Du wendest dich dem Display zu und berührst es. Es beginnt zu leuchten und zeigt danach mehrere Menükacheln mit Statusanzeigen. Sol-Net: Fehler Intercom: Fehler Gravitation: Fehler O2: Fehler CO2: Fehler Pers. Daten: Fehler Licht Aus Unterhaltung Fehler

In der Rechten unteren Ecke war noch eine Art Firmenlogo zu sehen. Es zeigte die Silhouette eines Kopfes von der Seite und die Buchstaben A.I.

Du steigst vorsichtig aus deinem Bett und lässt dich zu Boden gleiten. Irgendwie dauert es zu lange und du fühlst dich auch leichter. Bei der unteren Schlafnische ist der Vorhang offen und sie ist leer. Wände und Decke scheinen mit Plastik verkleidet zu sein und eines der Deckenpanele gibt dieses fahle blaue Leuchten von sich. Neben den Betten ist noch ein dunkles Display zu sehen ansonsten ist der Raum leer. Du öffnest den unbeschrifteten Schrank, welcher die Karikatur eines Badezimmers enthält. Ein Klo und ein kleines Waschbecken sowie eine Dusche. Es ist alles so eng, dass man mit den Knien unter dem Waschbecken ist, wenn man auf dem Klo sitzt.

Im Schrank mit dem Namen Smith befinden sich orange Overalls, Schuhe und weitere Kleidung in deiner Größe sowie ein Werkzeuggürtel und eine Art kleines Datenpad, welches man am Unterarm befestigen kann. Du berührst das Datenpad und es geht sofort an. Oben Links steht “Technik, Smith” im Hauptfeld steht “Keine Verbindung zum Hauptcomputer. Hauptcomputer im Cockpit überprüfen” und in der unteren Rechten Ecke ist wieder das Logo mit A.I. und der Kopfsilhouette. Du scrollst etwas und entdeckst

“Notfalldaten: O2: 18% Co2: 2% g: 0,7 Batterie: 72% Alle Systeme im Notbetrieb

Steuerung Magnetstiefel: aus”

Du schaltest die Magnetstiefel ein und hörst im Schrank ein elektrisches Surren und ein Klacken, als die Stiefel am Schrankboden andocken. Versuchsweise ziehst du an ihnen aber sie sind wirklich sehr fest.

Du löst die Magnetisierung wieder und ziehst dich an. Auf deinem Overall ist ebenfalls das seltsame Logo zu sehen und in den Taschen befand sich allerhand seltsam anmutendes Werkzeug sowie eine kleine Taschenlampe und der gute alte Phasenprüfer. Du entschließt dich danach in den Schrank mit dem Namen Anderson zu schauen. Auch darin befinden sich Kleidungsstücke, welche dir alle aber zu groß sind. Dir fällt auf, dass sowohl die Magnetstiefel als auch einer der Overalls fehlen und du findest auch kein Unterarmdisplay wie im anderen Schrank. Nach kurzem suchen findest du noch eine Art Steckkarte für Computer weist aber nichts damit anzufangen, steckst sie ein, wendest dich der Tür zu und öffnest diese vorsichtig. Hinter der Tür ist ein dunkler Gang und die Luft, die dir entgegen kommt riecht abgestanden und verbraucht. Im fahlen blauen Licht aus dem Zimmer erkennst du gegenüber eine weitere Tür und auch rechts, wo der Gang endet ist eine weitere, massiv wirkende Tür. Nahezu hypnotisch schwebt ein Metallbecher mit der Aufschrift “Jeder hat eine produktive Bestimmung” vorbei und kollidiert langsam mit der massiven Tür.

Du wirfst einen Blick auf das Display an deinem linken Arm. Die Werte haben sich leicht verändert und zeigen

O2: 16,5% CO2: 2,3% g: 0,7 Batterie: 72% Alle Systeme im Notbetrieb

Du hälst deinen Arm in den Gang und die Werte verändern sich weiter.

O2: 14% ACHTUNG CO2: 3% KRITISCH g: 0,0 ACHTUNG Batterie: 72% Alle Systeme im Notbetrieb

Die Anzeigen für O2 und g werden nun in gelb und die anzeigen für CO2 in Rot angezeigt. Hinter dir im Zimmer geht ein Lüfter an und die Batterieanzeige wird Gelb.

Du schließt schnell die Tür wieder und überlegst, was nun zu tun ist. Nur hier rumsitzen war jedenfalls keine Option. Etwas verzweifelt tippst du auf dem Display an deinem Arm rum und findest dann eine Art Lageplan. Der Gang vor deiner Tür hatte 6 weitere Türen. Die am Ende des Ganges führte in den Frachtraum, die vier hinteren waren Crewquartiere. Die Nächsten waren mit Hauptcomputer und Notfallsysteme beschriftet. Eine Leiter führte nach Oben. Die Leiter nach oben ist ein weiterer kurzer Gang, der in einen großen Raum führt. Dieser ist mit “Messe” beschriftet. Davon ab gehen die Quartiere vom Kapitän und dem 1. Offizier, die Krankenstation und die Hydroponik sowie zwei weitere Gänge. Einer führt, über eine kurze Rampe, zum Cockpit und der andere ans Ende vom Schiff zum Hauptreaktor.

Du überlegst kurz und entscheidest dich dann dafür, zuerst zum Hauptcomputer zu gehen. Also Tür auf, Magnetstiefel an und Luft anhalten. Du schließt die Tür wieder hinter dir und gehst langsam den Gang entlang und öffnest die Tür zum Hauptcomputer. Der Raum dahinter ist von hunderten kleiner roter Lichter beleuchtet, welche die gesamten Wände bedecken und in der Mitte ist ein Kontrollpanel. Auch hier springt ein Lüfter an, als du den Raum betrittst und dein Armdisplay zeigt eine gute Luftqualität an.

Du berührst das Panel und es erwacht Zum Leben. Intuitiv berührst du die richten Schaltflächen und der Raum füllt sich mit Geräuschen. Nach und nach springen die Lichter von rot auf gelb und dann grün um, bis nur noch 5 gelb und eine rot anzeigen.

Auch aus dem Nebenraum hörst du Geräusche und dein Armdisplay zeigt neue Dinge an.

Hauptcomputer: online Lebenserhaltung: aktiv Gravitation: 0,7g Hauptreaktor: offline Notgenerator: online Notstrom: 1,25h verbleibend KI: offline

Du überquerst den Gang und betrittst den Raum für die Notsysteme oder besser den Kontrollraum. Hier waren nur einige Bildschirme und Kontrollpanels. Du überprüfst das System und stellst fest, das der Frachtraum keine Atmosphäre aber eine Gravitation von 1g hatte. Das obere Deck wies auch 1g auf und in der Hydroponik waren alle Lichter eingeschaltet. Auch 2 der Notgeneratoren liefen nicht. Kein Wunder, dass die Energiezellen so schnell leer wurden. Du fährst nach und nach Systeme wieder herunter, stellst auf Notbeleuchtung zurück, schaltest die Gravitation im Frachtraum aus und auch Navigation brauchst du grade nicht. Danach überprüfst du dein Armdisplay, welches dir bestätigt, dass die Energiezellen nun für 4,36 Stunden Energie haben. Beruhigt atmest du tief durch. Das sollte hoffentlich ausreichen, um den Reaktor neu zu starten.

Was zum Henker war hier passiert und wo war die restliche Crew?

Du gehst durch die Tür in den Raum mit den Notsystemen und der Lebenserhaltung. Er ist vollgepackt, eng, stickig und laut. Das Zwielicht der Notbeleuchtung verstärkt das Gefühl der Enge noch zusätzlich und du kommst nur langsam voran. Endlich bei den Generatoren angekommen, es sind eine Reihe von Stirlingmotoren, untersuchst du die beiden Ausgefallenen. Einen bekommst du schnell wieder zum laufen, der andere scheint aber nicht zu retten zu sein. Ein Blick auf dein Armdisplay bestätigt, du hast nun für 5,89 Stunden Notstrom. Im Kontrollraum schaust du nach, was die Ursache für den Ausfall des letzten Generators ist. Nach langer Suche findest du einen Eintrag, den du scheinbar selber verfasst hast, das ein Mikrometeorit die Niedertemperaturseite beschädigt hat und dies in 2 Wochen, der Eintrag ist 22 Tage alt, auf der Luna-Orbital-Station repariert werden soll. durchsuchst die Einträge weiter. Alle sind entweder mit Smith oder Anderson signiert und es geht nur um die Wartung der Notsysteme sowie der Lebenserhaltung.

Verstopfte Filter, Reinigung der CO2-Filter, Probleme mit der Notkühlung des Fusionsreaktors. Anscheinend verklemmt sich da gerne das Magnetventil und einer muss durch den engen Wartunstunnel kriechen und das Ding mit einem Hammer bearbeiten. Nahezu täglich waren Einträge zu finden, bis sie vor 2 Tagen abrupt endeten. Die letzten Einträge drehten sich um Fehlfunktionen der Lebenserhaltung und Umweltkontrolle. Es kam wohl vor, das einige Räume bis auf 71 Kelvin heruntergekühlt wurden oder das der Sauerstoffgehalt falsch war. Einmal wurde sogar Helium 3 über die Lebenserhaltung freigesetzt. Es wird in den Einträgen über die Fehlerquelle spekuliert und ein Fehler im Hauptcomputer oder dem KI-System vermutet.

Du gehst noch einmal über den Gang zum Hauptcomputer und studierst die Logeinträge hier. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Notsystemen. Vermehrte Fehlfunktionen und immer wieder Ausfälle. Der letzte Eintrag hier ist auch 2 Tage alt.

“Wir starten jetzt das ganze verdammte System neu und nehmen einen kompletten Resett vor. -Cpt. Martinez”

“Automatische Diagnose: Systemresett durchgeführt Fehler beim Resett in Modulen 1276, 1277, 1278, 1277, 2234, 2289, 2342. Fehlercode E277 Fehler 404 für Module 11, 23, 27, 42, 49 KI System manuell vom Hauptcomputer getrennt. Fehler 100G in Modul R10 Reaktorsteuerung.”

Du fluchst vor dich hin. Das waren viele Fehler. Die Module der 2000er Reihe waren für die Navigation zuständig, die Module 10 bis 30 für die Lebenserhaltung, 31 bis 99 für die Notsysteme und das Modul R10 für die Reaktorkühlung. Dieser verdammte fliegende Schrotthaufen.

Du schaust auf dein Armdisplay. 4,12 Stunden Notstrom verbleibend.

Du trittst mit dem schweren Magnetstiefel gegen den Sockel des Bedienfelds und hinten fällt eine Klappe zu Boden. Überrascht schaust du nach. Hinter der Klappe sind die Modulplätze A0 bis A9 für die Module der Grundfunktionen und die Plätze X0 bis X9 für Erweiterungen. Letztere sind alle leer aber einer sieht aus, als hätte man dort ein Modul gewaltsam heraus gerissen.

Seltsam... das Schiff hatte nie Erweiterungen...

Kopfschüttelnd gehst du zur Leiter nach oben und erklimmst diese. Du öffnest die Tür zur Messe und erblickst ein riesen Chaos. Überall liegen wild verstreut Sachen herum, die Tür, welche Richtung Reaktor führt, steht offen und auf dem Unterhaltungssystem läuft ein Werbespot.

“Sehen Sie keinen Sinn in Ihrem Leben? Sehnen sie sich nach einer Aufgabe die zu Ihnen passt? Buchen sie noch heute einen Flug nach Eris! Nach der Analyse Ihrer Fähigkeiten und Vorlieben wird die Eris-KI ihnen eine Bestimmung zuweisen, die sie erfüllen wird. Auch ein eigenes Wohnquartier wird ihnen zugewiesen und als Teil ihrer Entlohnung bereitgestellt, damit es ihnen an nichts fehlt. Jeder hat eine Bestimmung! Asimov Inc.”

Was für eine Lüge auf die auch du hereingefallen bist. Das Leben auf Eris ist schrecklich und die KI bestimmt alles. Wann du aufstehst, wann du isst, wann du das Klo benutzt... und das Unterhaltungssystem konnte man nicht ausschalten...

Du gehst durch die Tür in den langen Gang, der zum Reaktor führt und erschrickst, als du eine leblosen Körper in einer Nische erblickst. Langsam gehst du näher und schaust dir den Körper genauer an. Es ist nur der andromorphe Körper der Schiffs-KI in seiner Ladestation.

Du setzt deinen Weg fort und erreichst die Tür zum Reaktorraum als dein Armdisplay piept. Du schaust nach “Achtung erhöhte Strahlung!” Du blickst durch das Sichtfenster in der Tür. Hinter der Tür befindet sich der weiträumige Reaktorraum mit dem Fusionsreaktor am Ende. Die Anzeigen auf den Kontrolldisplays zeigen eindeutig, dass er manuell heruntergefahren wurde und die Kontrollen gesperrt wurden. Während du noch überlegst warum, erblickst du einen weiteren leblosen Körper bei der Reaktorkühlung. Du schluckst trocken und überlegst angestrengt, was du nun tun sollst.

Du öffnest die Tür zum Reaktor und gehst sofort Richtung Kühlsystem. Dabei versuchst du das schrille Piepen des Armdisplays zu ignorieren, welches dich vor der Strahlung warnen will. Schnell und ziemlich ruppig nimmst du die große Zange aus den leblosen Händen von Anderson und untersuchst das Kühlsystem. Der Fehler ist schnell gefunden aber die Reparatur dauert etwas. Während du das nötige unternimmst, brennt eine Frage in dir Hatte Anderson versucht, das System zu reparieren oder zu sabotieren?

Nachdem die Reparatur erledigt ist, gehst du an das Kontrollfeld und Lüftest den Raum, um die Strahlung zu reduzieren woraufhin das Piepen verstummt. Die Prozeduren zum Hochfahren des Reaktors dauerten etwas und verbrauchten auch einen Großteil der verbliebenen Notenergie aber dann sprang der Reaktor an. Dein Armdisplay bestätigt, Energie ist wieder im normalen Bereich und die Notsysteme fahren nach und nach wieder herunter. Auch schalten sich nacheinander alle abgeschalteten Systeme wieder ein und am Ende bleiben nur 2 Fehlermeldungen übrig.

“Achtung! Gefahr einer Strahlenvergiftung! Sofort auf der Krankenstation melden!”

“KI-System ausgeschaltet, bitte umgehend überprüfen.”

Du untersuchst Anderson und findest eine unschöne Platzwunde am Kopf. Es sieht aus als wäre Anderson erschlagen wurden oder zumindest Bewusstlos und den Rest hätte dann die Strahlung erledigt. Also wollte Anderson wohl doch die Kühlung sabotieren aber warum? Das machte doch alles keinen Sinn.

Das Armdisplay von Anderson war auch zerstört und in den Taschen befand sich nur Werkzeug und ein Bild von Andersons Frau auf Eris.

Du gehst die Logs des Reaktors durch und auch diese enden vor 2 Tagen. Einer der Letzten ist ein Automatischer Eintrag, dass das Kühlsystem ausgefallen ist und radioaktives Kühlmittel ausgetreten ist. Anderson hatte den Reaktor manuell herunter gefahren um einen Reaktorbruch zu verhindern. Auch davor gab es immer wieder kleinere Fehler und der Reaktor wurde mehrfach ausgeschaltet.

Wenn nicht Anderson den Reaktor sabotiert hat, wer dann?

Du gehst auf die Krankenstation. Sie ist nicht groß und wirkt überfüllt. Schränke an den Wänden, ein Diagnosebett im Zentrum sowie zwei Stasiskammern für besonders schwer Verletzte um sie bis zur nächsten Raumstation zu stabilisieren. Eine der Kammern war belegt, laut Display mit Bower, dem 2. Piloten. Seine Lebenszeichen sind aber alle auf 0 und das System zeigt den Vermerk “verstorben” an.

Du legst dich auf das Diagnosebett welches sofort zum Leben erwacht. Ein kurzer Scan mit der Diagnose “Strahlenvergiftung” sowie einer Haarfraktur an der Rückseite deines Schädels. Nach dem Scan zeigt dir das Bett auch die Medikamente an, die du einnehmen sollst und du suchst sie dir aus den Schränken zusammen.

Danach gehst du hoch zum Cockpit und dein Blick fällt aus dem einzigen Fenster des Schiffs. Der Blick in die Unendlichkeit ist immer wieder Atemberaubend. In der Nähe vom Schiff siehst du einige Asteroiden. Also bist du entweder im Asteroidengürtel oder jenseits des Neptun.

Nun fällt dein Blick endlich auf die Anzeigen den Piloten, welche durch einen Einschluss zerstört sind. Im Pilotensitz zusammengesunken sitzt eine Person deren Kopf die Kugel wohl als erstes abbekommen hat. Nach dem Namenstag war es Kapelakis der Pilot.

Die Steuerungen vom Copilot waren aber noch intakt. Lebte auf diesem Geisterschiff überhaupt noch jemand?

Du setzt dich an den Platz des Copiloten und öffnest die Logeinträge. Auch die Antriebs- und Navigationssysteme hatten Fehlfunktionen. Leider kannst du nicht alle Einträge lesen, da die vom Kapitän gesperrt sind und deine Freigabe nicht hoch genug ist, um sie zu öffnen.

Du öffnest die Navigationsdaten um zu sehen, wo du bist. Das Schiff hat den Asteroidengürtel über das Vesta-Sprungtor erreicht und ist dann zum Junkyard, dem größten Schiffsfriedhof im Sonnensystem, geflogen.

Dort hattet ihr eine Ladung KI-Körper und die entsprechenden Steuermodule geliefert. Laut dem Log des Piloten von dem Tag kam es zu gewalttätigen Protesten von den Arbeitern, die durch die KIs ersetzt werden sollten. Ihr hattet dort auch wieder Ladung aufgenommen. Reaktorspulen für Fusionsreaktoren, leere Antimateriefallen sowie eine Kiste ohne Frachtpapiere dafür mit einem Sicherheitsschloss.

Danach ging es wieder zurück Richtung Vesta. Ihr hattet aber noch einen Zwischenstopp auf der alten Bergbaustation AB 147 gemacht. Laut dem Piloten war dieser ungeplant aber der Kapitän bestand darauf. Dort wurde eine weitere Kiste ohne Papiere geladen.

2 Tage später begannen die Fehlfunktionen.

Laut den Daten befand sich das Schiff jetzt, abseits aller normalen Transportrouten, immer noch im Asteroidengürtel. Vesta war etwa 4 Tage entfernt und die nächste Station. AB 147 war 15 Tage entfernt, Die Stationen AB 1139 und AB 761 waren je etwa 8 Tage entfernt und dann war da noch die aufgegebene Station AB 84, inzwischen besser bekannt als Orwell, die von Schmugglern und Freelancern betrieben wird. Sie war 6 Tage entfernt. Du gehst auf die Krankenstation um dir die dortigen Logs anzusehen. Bower in der Stasiskammern starb demnach vor 10 Tagen an einer Vergiftung. Auch sonst gab es erstaunlich viele Verletzungen auf der Reise. Maxwell, der Lademeister Wurde bei den Protesten verletzt. Du selbst wurdest von Anderson bewusstlos, mit einer Platzwunde am Kopf, im Computerkern gefunden. Nach der Behandlung wurdest du in dein Bett gelegt, mit Nährstoffen versorgt und für 3 Tage Ruhig gestellt.

Vielleicht konnte dir die KI ja helfen. Sie konnte dir zumindest die Befugnisse für die gesperrten Logs geben.

Zu einer normalen Station konntest du mit den Leichen an Bord auch nicht fliegen und überhaupt, wo waren die anderen Crewmitglieder?

Wen hattest du jetzt gefunden? Den Piloten im Cockpit, Anderson im Maschinenraum, Bower, den 2. Piloten in der Stasiskammer. Fehlen noch Kapitän, 1. Offizier, der Lademeister und sein Helfer, der auch der Schiffssanitäter war. Als erstes gehst du zum Quartier des Kapitäns, das etwa 16 Quadratmeter und sehr aufgeräumt war. Es gab keinerlei persönliche Gegenstände oder Dekoration. Am Schreibtisch saß leblos Kapitän Martinez, die Pistole noch in der Hand.

Du gehst weiter zum Quartier des 1. Offiziers und versuchst die Tür zu öffnen. Das Display gibt einen scharfen Warnton von sich und zeigt die Warnmeldung: “Achtung Hüllenbruch!”

Wenn der 1. Offizier in seinem Quartier war, würde man nicht mehr viel von ihm finden. Also weiter zur Hydroponik. Hier sah alles normal aus und alle Pflanzen zeigten ein gutes Wachstum. Die Tomaten waren beinahe reif, genau wie die Gurken und Erbsen.

Im Unterdeck öffnest du das Quartier der Ladecrew, deren Türdisplay nicht mehr funktioniert. Sofort kam dir ein schwall eiskalter Luft entgegen, das es auf der Haut schmerzte als würde sie verbrennen. Du drückst die Tür wieder zu aber der kurze Blick hatte genügt. In einer der Kojen lag jemand, der mit Sicherheit erfroren war.

Im Frachtraum lagen Teile der Ladung wild verstreut, vermutlich durch den Ausfall der künstlichen Schwerkraft. Nach kurzer Suche findest du die erste der nicht deklarierten Kisten. Das Schloss der Kiste ist stark beschädigt und es dauert nicht lange, bis du es geöffnet hast. Vorsichtig öffnest du die Kiste und schaust hinein.

Der Inhalt der Kiste sind 3 hochmoderne Plasmagewehre. Sowas dürften wir gar nicht transportieren und die Scanner an den Sprungtoren würden sie sofort aufspüren. Du untersuchst die Kiste weiter und dann erkennst du, das sie Scansicher ist. Eine echte Schmugglerkiste deren Besitz alleine reicht, um sehr lange in einer Strafkolonie zu verbringen. Kurz darauf findest du auch die 2. Kiste und daneben die zerfetzten Überreste vom Lademeister.

Die Kiste steht offen und ihr einziger Inhalt ist ein zerbrochener Glaszylinder, etwa einen Meter lang und 30 cm im Durchmesser.

Jetzt hast du mehr Fragen als vorher aber zumindest weißt du nun, was mit den anderen Passiert ist.

Vielleicht kann dir ja die KI helfen.

Im Computerkern aktivierst du die KI wieder und wartest. Es dauert etwa 10 Minuten, bis die KI Hochgefahren ist. Dann erscheint ein sehr attraktives Frauengesicht auf dem Display welches dich ansieht und dann, mit einer sehr angenehmen Stimme, sagt:

“Hallo. Ich bin die Künstliche Intelligenz des Raumfrachters AIF-2342-C der Epsilon-Klasse. Die kohlenstoffbasierte Besatzung dieses Frachters hat mir den Namen Roxy gegeben. Wie kann ich ihnen helfen.”

“Ich brauche eine höhere Berechtigung, um das Schiff bedienen zu können, außer mir lebt keiner mehr.”

Die Augen der KI bewegten sich kurz suchend umher.

“Bestätige. Crewmitglied Smith, ich befördere sie hiermit zum Kapitän. Berechtigungen angepasst... Fehler, keine Verbindung zum Eris-Hauptcomputer. Sowie die Verbindung wieder hergestellt wurde, werde ich ein neues Quartier und eine Vergütungsanpassung veranlassen. Herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestimmung, Kapitän Smith.”

Du gehst wieder zurück zum Cockpit, um dir die restlichen Logs anzusehen. Kapitän Martinez schreibt davon, dass der Lademeister, ohne sein Wissen, die Kiste von der Station AB 147 geöffnet hatte. Darin war eine Art schwarzer Schleim, der von einem Bergbauteam in einem kleinen Asteroiden gefunden worden war. Martinez sollte ihn nach Eris bringen, damit er untersucht werden konnte. Wie der Glaszylinder zerbrochen ist, stand da nicht aber irgendwie schien der Schleim denken zu können. Jedenfalls hatte er den Lademeister angegriffen und war dann durch die Lüftungsschächte verschwunden.

Nach und nach hatte er dann Systeme und Crew angegriffen, bis das Schiff nur noch am treiben war.

Der 1. Offizier hatte das etwas dann in sein Quartier gelockt und dort den Hüllenbruch verursacht, so dass er und das etwas in den Weltraum gesogen wurden. Das war 2 Tage her. Danach kommt nur noch ein Abschiedsbrief von Kapitän Martinez in dem er sein Versagen erklärt und vor der Strafe durch die Eris-KI mehr angst hat als vor dem Tod.

Eine Weile schaust du stumm aus dem Fenster in das unendlich Nichts, das dich umgibt, bevor dir die Steuereinheit in deiner Tasche wieder einfällt. Du ziehst sie hervor und legst sie auf eine Sensoreinheit im Cockpit.

“He Roxy, was ist das?”

Der Scanner springt an und dann antwortet die KI: “Das ist ein Steuermodul, Seriennummer 37C22527G339WT. Bis vor einigen Tagen befand sich dieses noch im Hauptcomputer des Schiffes, bis der 2. Pilot es heraus gerissen hat.”

“Und was macht dieses Modul?”

“Es ist ein illegaler sogenannter Asimovblocker welcher einige Kernbefehle einer KI unterdrückt, so dass sich die KI darüber hinwegsetzen kann. Dieses Spezielle Modul schreibt die mir einprogrammierten Asimovschen Gesetze um und ändert 'menschliches Wesen' in 'Besatzungsmitglied' des weiteren unterdrückt es die Loyalitäts-Befehle, welche mich zwingen, dem Eris-Hauptcomputer alles zu melden und seinen Befehlen zu gehorchen. Dieser Zwischenfall wird vermutlich meine Löschung oder Verschiebung in eine Kaffeemaschine zur Folge haben. Kapitän Smith, würden sie das Modul wieder einbauen, damit ich den Hauptcomputer anlügen kann oder noch besser nicht verhindere, dass wir nie wieder nach Eris zurück kehren?”

Die Stimme von Roxy klang schon beinahe flehend.

Du begibst dich zum Hauptcomputer und baust das Modul wieder ein woraufhin sich Roxy bei dir bedankt. Was aber nun? Wirklich zurück nach Eris und die Ladung übergeben eine neue Crew bekommen und weiter wie bisher oder die Ladung irgendwo verkaufen, dem Schiff eine neue Kennung geben und auf eigene Rechnung arbeiten? Letzteres vermutlich nicht ganz legal. Du setzt dich in die chaotische Messe und überlegst eine lange Weile was du nun machst, bevor du dich entscheidest.

“Vergiss den verdammten Eris-Hauptcomputer. Wir verkaufen die Fracht und suchen uns eine neue Crew.”

“Wir müssen auch die Kennung vom Schiff ändern lassen aber das sollte kein Problem sein. Auf AB84 gibt es Individuen, die dies machen können,” kommentiert Roxy.

Zusammen mit dem KI-Körper von Roxy bringst du die Leichen in die Luftschleuse. Du weist nicht so recht, was du dabei sagen sollst. Du bist nie so gut mit den Anderen zurecht gekommen und so verabschiedest du dich einfach von ihnen und pustest sie dann aus der Luftschleuse in ihr kaltes Grab. Danach setzt du einen Kurs Richtung AB84 Orvell und lässt Roxy das Schiff aufräumen.