Der knöcherne Dolch

Unser Lager in den Wäldern erwies sich als sehr belebend nach der eisigen Kälte oben auf den Hängen des Nebelberges. Lediglich Gromdan machte uns große Sorge. Während alle anderen sich schnell von den Strapazen erholten, war er völlig lethargisch. Er lag die ganze Zeit am Feuer und atmete ruhig, das war aber auch das einzige Lebenszeichen. Mehrere Tage ging das so, wir mussten ihn sogar füttern, damit er nicht verhungerte. Wir waren ratlos bis mir der Knochendolch wieder einfiel, den Gromdan sich auf dem Berg angeeignet hatte.

Als ich den Dolch dann an mich nahm, hatte ich ein seltsames Gefühl. Ich musste eine mentale Barriere überwinden, ganz so als würde ich mit der Faust durch eine dünne Eisdecke brechen. Auch wurde mir schlagartig fröstelig, obwohl dieser Sommertag warm und drückend war.

Bronn und ich haben den Dolch ein paar mal hin und her getauscht und mit dem Besitz wechselte auch der Effekt auf die jeweils andere Person über.

Zuerst versuchte Bronn sein Wasser mithilfe des Artefaktes zu kühlen, aber ein physischer Effekt war nicht festzustellen. Eine magische Analyse ergab Indikationen für den Einfluss von Magica Elementaris und Nekromantis. Vermutlich zum Zweck einer Effizienzsteigerung der Waffe. Allerdings ist es schwierig dies zu verifizieren, die Matrix ist sehr fremdartig. Ein Nebeneffekt des Zaubers scheint jedenfalls zu sein, dass die Klinge sich nicht nur am Leben eines Opfers sondern auch an der Vita des Trägers nährt.

Gromdan ging es nach einigen Stunden merklich besser, daher folgerte ich, dass keine permanente Folgen für den Träger zu erwarten seien.

Interessanterweise hatte ich keine Wahrträume mehr seit wir den Berg verlassen hatten. Was immer den Elfenstein zum Schwingen gebracht hatte, war jetzt wohl nicht mehr da oder zufriedenstellend erledigt. Als ich darüber nachdachte kam mir der Gedanke, dass es mit der Meditationstechnik, die ich zur Einstimmung auf das Windlesen lernen musste, vielleicht auch eine Synchronisierung mit dem Rubin erreichen könne. Leider wurde mir die nötige Ruhe dafür nicht vergönnt.


Nachdem Gromdan sich erholt hatte, brachen wir wieder auf – ewig konnten wir ja nicht im Wald kampieren. Grindel führte uns nach Süden, zurück zu den Heimatwäldern der Goblins.

Bevor wir dort aber ankamen durchquerten wir unwissentlich den Hain eines Waldgeistes, ein Kobold oder etwas in der Art. Von diesem Moment an wurde jeder unserer Schritte von vulgären und unanständigen Geräuschen und Imitationen unserer Stimmen geleitet. Nachts leerten sich gar unsere Vorratsbeutel, ohne dass wir das Wesen jemals zu Gesicht bekamen.

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.