Der Nebelberg

Nachdem wir die Zwerge verlassen hatten, folgten wir dem Fluss zuerst zurück nach Süden, um uns dann von dem Seitenarm nach Westen geleiten zu lassen. Alsbald erreichen wir so ein kleines Felsmassiv. Von diesem konnten wir aber nicht viel sehen, da sich beständig ein Strom dichten Nebels die Hänge hinab in die Wälder am Fuße ergoss. Das ganze Gebiet war durchdrungen von einer latenten Form der Magie, die genauso undurchdringlich wie der Nebel selbst war.

Meine Kammeraden wollten davon nichts hören, darum zogen wir weiter. Etwas von dieser Kraft im Nebel aber brachte den Elfenkristall zum Schwingen und als mein Geist des Nächten frei von weltlichen Fesseln wurde, erreichte mich klar und eindeutig die Botschaft: Auf dem Berg läge ein alter, mächtiger Zauber, den zu Erfahren von großer Wichtigkeit wäre.

Die vollständige Nachricht konnte aber erst in der zweiten Nacht zu mir gelangen, da die „Diebische Person“ erneut ihren Finger nicht von anderer Leute Sachen lassen konnte und all meine Wertsachen entwendete. Darunter auch den Kristall.

Das Demütigenste am Morgen war aber nicht die Tatsache bestohlen worden zu sein, sondern die Reaktion meiner sogenannten Freunde. Bron forderte doch tatsächlich mich auf zu beweisen, was vorgefallen war, anstatt diese Elster in unserer Mitte gemeinsam zu verstoßen. Eine Unverschämtheit!

Den Rubin habe ich dann bei meinem Nachtlager wiedergefunden. Die Schlange hatte wohl aus dem letzten Versuch mich zu berauben gelernt und den Edelstein einfach fallen gelassen. Meine Münzen bleiben aber verschwunden. Das war in dem Moment aber nicht vordringlich. Wichtiger war es mit Gromdan zu besprechen wie wir die Aura diese Ortes ergründen könnten.


Nachdem wir unsere Vorräte mit Wild aufgefrischt hatten, begannen wir den Aufstieg auf den Nebelberg. Von Süden kommend, mussten wir uns nicht durch den Nebel bewegen und fanden einen gut gangbaren Pfad ,der uns zum Gipfel führte. Von dort waren die Höhlen der Nordseite, aus denen beständig Nebel quoll, leicht zu erreichen.

Der Wind dort oben hatte seinen eigenen, wandelbaren Charakter und lud mich ein mit ihm durch die Luft zu gleiten. Also ließ ich mich von ihm an den Felswänden vorbeitragen um die Nebelquellen näher zu betrachten. Von einem breiten Sims umgeben fand ich so einen großen Zugang zu der Höhle im Berg. Die Felswände um den Eingang herum waren einen Meter dick mit Eis verdeckt und die Luft war eisig kalt.

Ich konnte nicht auf die Anderen warten und fing an die Höhle zu erkunden. Kaum war ich aber durch die Pforte getreten, brach der Eispanzer auf und zwei grausig anmutende Wesen traten daraus hervor. Zwar gingen sie auf zwei Beinen, aber ihre Körper schienen als wären sie aus übereinanderliegenden Eisschollen zusammengesetzt. Das schlimmste aber waren ihre Stimmen. Wenn man diese hörte, hatte man das Gefühl die eigenen Gedanken würden erstarren. Ich aber ließ mich davon nicht beeindrucken und sammelte meine Kraft, schleuderte ihnen einen Mahlstrom von Felsen und Geröll entgegen. Ich konnte ja nicht wissen, dass Bron bereits wie eine Bergziege herabgeklettert war und vor der Höhle stand.

Nachdem die Wächter vernichtet waren, mussten wir daher erst einmal den Schrecken aus unseren Gliedern und Bron wieder auf die Beine bekommen. Während wir damit noch beschäftigt waren, trat eine greise Goblin aus dem Höhleneingang. Sie war schwer zu verstehen, aber offensichtlich wütend. Sie sagte etwas von Schäden die wir verursacht hätten. Noch bevor wir das klären konnten, brach jedoch ein schwarzer, formloser, teerartiger Dämon aus ihrer Brust hervor. Er bedankte sich artigst bei uns – wofür auch immer – bevor er in einer fließenden Bewegung in die Höhle verschwand.

Gromdan und ich sind sofort gefolgt, einer solch widernatürlichen Unhold muss umgehend Einhalt geboten werden. So sehr wir aber auch eilten, das Einzige auf das wir stießen, war eine Ritualstätte im inneren des Berges: Eine annähernd runde Höhle, in der Mitte wucherten Wurzeln verschiedenen Durchmessers von der Decke und rankten sich um einen knöchernen Dolch, der so im Nexus des Ortes gehalten wurde. Auf allen Wänden waren Bildnisse und alte Schriftzeichen, magische Worte und mächtige Beschwörungen zu finden.

Leider war die Matrix des Zaubers irreversibel beschädigt – der Dämon hatte vieles besudelt und die Schriften mit Schleim verwischt. Bevor wir uns diesen erstaunlichen Ort näher untersuchen konnten, suchten wir aber das rechtliche Gewirr aus Schächten noch gründlich ab. Den Dämon konnten wir nicht finden, obwohl seine Spuren unübersehbar waren. Ich vermute, er ist auf der Nordseite des Berges durch eine der Felsspalten verschwunden, aus denen sich bisher der Nebel ins Tal ergossen hatte.

Zurück an der Ritualstätte konnten wir nur noch konstatieren, dass sich der Zauber zunehmend auflöste: Der Nebel versiegte zunehmend, der Raum erwärmte sich merklich und die Wurzelstränge verrotteten in sichtbarem Tempo. Während ich versuchte aus den Schriften an den Wänden ihren Zweck zu ermitteln, nahm Gromdan den Knochendolch an sich und zerstörte so den letzten Rest der Matrix, natürlich ohne zuvor eine Analyse angestellt zu haben.

Wie ich zuvor schon schrieb: Diese Höhle war wirklich erstaunlich! Die Fragmente der Texte zeugten von einem enormen Verständnis des Wetters und dessen Kontrolle. Ich kann hier nicht alles weitergeben was ich dort an neuen Ansätzen und Hinweisen aufgenommen habe.


Der Abstieg vom Berg war mühsam, glaube ich jedenfalls. Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, wie wir heruntergekommen sind. Ich weiß, dass Bron mürrisch zum Aufbruch gedrängt hat. Danach gibt es in meiner Erinnerung nur noch KÄLTE, eine Kälte so schneidend, dass sie all mein Denken ausgelöscht zu haben scheint. Das Nächste, was ich bewusst wahrgenommen habe ist, die Wärme eines Feuers am Fuße des Berges.

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.