Die Reise nach Ostholm

Der Elfenstein

Den Rubin Gromdan anzuvertrauen, hatte sich als Fehler erwiesen:

Primar hatte ich weiterhin Wahrträume von einem großen Tor, das etwas vor mir verbirgt. Was ich mich dabei frage ist: Soll ich diesen Traum, dieses Tor metaphorisch interpretieren oder ist es ein echtes, physisches Tor, das es zu suchen gilt?

Sekundar hat es dieser Goblin geschafft, den Stein mitten im Wald zu “verlieren”. Wanja, die sich seltsamerweise die ganze Zeit abseits herumdrückte, statt vernünftig zu suchen, erregte irgendwann meine Aufmerksamkeit. Sie hatte ja bereits früher ihre Finger nicht von anderer Leute Sachen lassen können. Auch nachdem wir sie mit Suchzaubern überführt hatten, leugnete sie weiterhin bis ich ihr Angst ob der ungezähmten Kräfte in dem Edelstein einflößte. Erst dann gab sie mir den Elfenstein zurück.

Das Hügelgrab

Mitten im Wald, auf unserem Weg nach Nordentor, stießen wir auf einen alten Grabhügel. Während ich noch versuchte die Gravuren auf einer Stehle vor dem Hügel zu entziffern (vergeblich aufgrund des hohen Grades der Verwitterung), fing Gromdan unbeachtet vom Rest der Gruppe an das Hügelgrab aufzubrechen. Im Inneren gab es nur einen schmalen, abfallenden Gang und keiner von uns hatte an diesem Abend noch Lust in die Dunkelheit herabzusteigen.

Am nächsten Morgen sind wir dann doch hineingekrochen. Aber erst nachdem ich sicherheitshalber die Umgebung bezüglich Flüchen oder Schutzzaubern untersucht hatte.

Der Gang endete in einer Kammer deren Stütz- und Deckenkonstruktion schon lange morsch und verrottet war. Bei jedem Schritt rieselte Erde von der Decke. Nebeneinander lagen drei Grabstätten, von Staub und Dreck bedeckt, aber deutlich Sichtbar in der Mitte der Kammer. Eine große Steintafel war aufrecht in die rückwertige Wand eingelassen. Darauf war ein Wappen eingraviert: eine achtblättrige Blüte über einem Fluss.

Bronn hielt die Tafel vermutlich fälschlich für eine Abdeckung einer weiteren Kammer und stemmte sie umgehend aus der Wand. In dem Moment in dem sie auf dem Boden aufschlug, erhoben sich die Toten!

Wiederum war es Bronn, der sofort zum Angriff überging. Er zertrümmerte mit schnellen, wuchtigen Hieben Knochen und Schädel. Eines der Skelette aber, zu Lebzeiten muss es eine wahre Hünin gewesen sein, erwischte ihn mit dem Streithammer, den sie mit aus ihrem Grab gebracht hatte und schleuderte ihn gegen eine der Wände.

Um uns alle zu retten musste ich die Kräfte der Erde um uns erwecken und einen Sturm aus Steinen und Erdklumpen entfesseln, der die mürben Knochen der Untoten zermalmte und ihr Unleben beendete.

Nachdem der Staub sich gelegt hatte, konnten wir Bronn recht schnell wieder auf die Beine bringen. Ich weiß aber nicht, was ihn mehr schmerzte, sein gebrochener Arm oder sein zerbrochenes Schwert.

Der Mühen Lohn bestand in Rüstung und Waffe sowie ein wenig Silberschmuck, einem Stirnreif und einem Siegelring, die die hünenhafte Verstorbene mit in ihr Grab genommen hatte.

Nordentor

Was für ein armseliger Ort! Nur ein paar Schafe und Fischerhütten erwarteten uns, als wir Nordentor erreichten. Wenigstens konnten wir uns in einem Stall vor dem kräftigen Sommerregen unterstellen.

Von einem der Einheimischen namens Radgo erfuhren wir jedoch Erstaunliches: der Leuchtturm vor der Küste auf einem Felsen hat eine unendliche Flamme. Niemand betrete jemals den Turm und niemand liefere jemals Brennmaterial, trotzdem brenne die Flamme schon seit Generationen.

Am nächsten Tag überredeten wir einen örtlichen Fischer, unter Einsatz unserer Vorräte an Spirituosen, uns zu der kleinen Insel überzusetzen. Geholfen hat es uns aber nicht: festes, zwergisches Mauerwerk, keine Tür und kein Tor, auch keine Schriftzüge oder andere Hinweise. Das einzige, das ich herausfand, ist die Existenz eines magischen Schleiers, der die Natur des Turms vor dem kundigen Betrachter verbirgt.

Frustriert darüber ein solch erstaunliches Bauwerk unergründet hinter uns zu lassen, sind meine Kameraden und ich noch am selben Tag nach Ostholm aufgebrochen.

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.