Eine stürmische Nacht…

…oder eine Lektion im Zuhören

Der Wind trieb die Wellen mit aller Macht gegen die Klippe. Im Haus knarrte jeder Balken unter dem Ansturm der Böen. Dessen Ungeachtet standen zwei Gestalten auf der offenen Plattform, oben auf dem alten Signalturm.

“Spürst du die Wut, die Rastlosigkeit, den Neid auf alles was einen festen Platz in dieser Welt hat?” schrie Zirda gegen den Wind an. Der Bursche neben ihr nickte heftig.

“Jetzt höre was dahinter ist, dieser Orkan kommt weit aus dem Osten, er wird dir erzählen was er gesehen hat. Du musst nur lernen zuzuhören.”

Der junge Mann in ihrer Seite stemmte sich gegen den Wind und starte konzentriert auf die See. Nach einer kleinen Ewigkeit rief er verzagt: “Es ist nur Wind! Wenn dort etwas ist wird es übertönt.”

Ein Seufzen das Zirda von den Lippen gerissen wurde: “Nein, nein ‒ der Wind selbst singt. Höre hin!”

“Aber wie?” rief ihr Schüler.

“Stell dir vor du wärst ein Blatt, lass dich Treiben, bringe deine Gedanken in Gleichklang mit dem an- und abschwellen des Windes.”

Eine Stunde später starrte der Lehrling immer noch in die tiefhängenden Wolken. Tränen liefen ihm über die Wangen vom beißenden Wind hervorgeloggt. Plötzlich stöhnte er auf: “Ein Schiff, fortgerissen, wie ein Korken im Wasser hüpft es so lustig herum. Wie? Es versteckt sich unter den Wogen? Komm zurück! Ich will spielen!”

Etwas später in der warmen Stube: “Magistra, es war furchtbar. All die Menschen, für ihn nur ein Spiel.”

Zirda erwiderte ernst: “Ja, das war sicherlich furchtbar. Aber da war noch mehr was du nicht gehört hast. Nichtsdestotrotz ein wirklich guter erster Versuch.”

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

Dieser Beitrag ist unter CC-BY-SA lizensiert.

Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.