whatsgoingdom

Eine Geschichte über einen Bildhauer, der auf der Suche nach Inspiration in einer Stadt mit einem seltsamen Fluch landet.

Lautlos setzte ein schwarzer Schuh mit rauer Ledersohle auf der Steinmauer auf. Gefolgt von einem Zweiten. Der Schatten erhob sich. Das Mondlicht heute nur spärlich. Die Gestalt blicke sich um. Milchig weiße Augen reflektierten kurz das wenige Licht, das die dünne Sichel vom Nachthimmel schickte. Vor seinem inneren Auge sah das Geschöpf klar seinen Pfad. Neblige Bahnen, hier und da unterbrochen wiesen den nächsten Schritt. Die Gestalt schnupperte kurz mit verhülltem Gesicht in die Luft. Dann sprang sie leichtfüßig weiter.

Ein kurzer Anflug von Schmerz zuckte über den Rand ihres Bewusstseins. Ebenso schnell war das Gefühl wieder in wohltuender Schwärze versackt. Weiter. Schritt, Schritt, Sprung. Hochziehen. Weiter. Die Gestalt landete auf einem Dachvorsprung. Sie verschmolz mit dem Schatten der Hauswand. Eine Nebelschwade zog vorbei. Giftig grün schimmerte die Schwade vor dem inneren Auge des Geschöpfs. Still. Starr. Kein Geräusch. Vorbei.

Der schwarze Stoff, der den Körper der Gestalt einhüllte, schien jedes Geräusch zu schlucken, als sie in die Hocke ging, sich über den Vorsprung schwang und vor einer Tür auf dem Boden aufkam. Eine schwarze Hand drückte sich gegen das Türschloss. Das Schloss glühte kurz auf und die Tür schwang lautlos auf. Mit zwei schnellen Schritten verschwand die Silhouette im Schatten des Eingangs und die Tür verschloss sich auf dieselbe, lautlose Weise. Drinnen bewegte sich die Gestalt in völliger Dunkelheit zielsicher auf ein Zimmer zu. Der Körper schien flacher zu werden, als der Schatten durch die halb offene Tür huschte. Gleich da.

Das Geschöpf stand vor einem sanft golden schimmernden Kristall. Der Kristall bebte, als würde er atmen. Mit einer schnellen Bewegung holte die Gestalt eine Schatulle, aus den Falten ihrer Kleidung. Der Deckel schwang gut geölt auf und der goldene Schimmer des Kristalls schwebte auf die kleine Kiste zu. Das Schimmern in der Kiste wurde heller. Der Kristall hatte jeglichen Schimmer verloren. Zurück blieb eine matte weiße Form.

Aus blinden Augen betrachtete der Schatten die Gestalt. Aufgabe erledigt. Andere kümmern sich darum. Weiter. Zurück.

Schnell und lautlos, wie das Geschöpf das Haus betreten hatte, verschwand es wieder und schwang sich bald im fahlen schwachen Mondlicht über die Dächer. Wenig Zeit später war ein kurzer Schrei zu hören der die Stille der Nacht zerschnitt.

Die Gestalt zog einen großen schweren Vorhang aus fleckigem grauschwarzem Stoff beiseite und quetschte sich durch die Lücke. Vor Vorfreude zitternde Hände holten wenig später die Schatulle hervor. Ein formloses hellgoldenes Leuchten waberte darin umher. Das Geschöpf nahm das Wabern vorsichtig zwischen die Finger und ließ es in ein riesiges Glasgefäß gleiten. Blitze zuckten durch den Inhalt, als sich das goldene Etwas mit dem restlichen Inhalt vermischte. Das Glasgefäß war fast gefüllt. Ein markerschütterndes Geräusch wie die Krallen von Sandechsen auf Schieferplatten vermischt mit tiefem schiefem Mahlen hallte durch den Raum. Ein außerordentlich kranker Verstand könnte es als Lachen deuten.

Aufgabe erledigt. Lob. Lob! Zurück an den Platz. Zurück. Warten. Bald. Bald… Silberne Lichtfäden drangen aus der Kleidung der Gestalt und mischten sich ebenfalls in das Glasgefäß. Reglos stand der Schatten auf seinem Platz.

Ein paar Tage später fand ich Kazlane abends im Wohnbereich auf mich wartend. „Setz dich kurz zu mir. – Hast du heute etwas vor?“ „Nein bisher nicht.“ „Ich würde dir gerne etwas zeigen – und ich will mich für mein Verhalten entschuldigen. Im Grunde weiß ich auch nicht, warum ich so jedes Mal so schlechte Laune bekomme, wenn ich Ysma sehe. Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich sie noch habe.“ Kazlane legte eine längere Pause ein und spielte unbewusst an den tiefen Rillen der groben Tischplatte. „Irgendwie gefällt mir auch nicht, was sie macht. Den ganzen Tag mit dieser Gruppe durch die Gegend ziehen. Die nutzen sie doch nur aus. Anfangs dachte ich, es ist eine gute Sache, dass sich so viele Gelehrte für ihre Situation interessieren. Je mehr Leute sich damit beschäftigen, desto eher wird vielleicht eine Lösung gefunden.“ „Ysma sieht das immer noch so.“ schob ich ein. „Wahrscheinlich hat sie auch Recht.“ Ärgerlich winkte Kazlane ab. „Du solltest sehen, wie sie sie durch die Gegend tragen. Immer und immer wieder bei den Reichen der Stadt zur Schau stellen. Nach ‚Unterstützung für die Forschung‘ zu bitten ‚für eine Chance den Fluch zu brechen‘ es kann ‚schließlich alle treffen‘- Pah – und dann nutzen sie ihre ‚Forschungsgelder‘ doch nur, um tagsüber auf dem Platz herum zu philosophieren, und abends in irgendwelchen Weinhäusern die Wirkung von Wein zu studieren. Einen Finsterling haben Sie bisher für meine Schwester getan. Yacha ist der Einzige, der wirklich nach einer Lösung sucht.“ Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Ich tätschelte ihr ein wenig den Arm. Es war das erste Mal, dass ich sie so verletzlich sah. „Du machst dir einfach auf deine Art Sorgen um sie.“ Ich war echt nicht gut im Umgang mit solchen Situationen. „Ysma scheint es dir ja auch nicht übel zu nehmen. – Vielleicht ist es ja sogar gut, eine Art Antrieb sich mit dir zu versöhnen.“ Fügte ich rasch hinzu. Ich musste gerade an die Szene mit der Ohrfeige zurückdenken. „Immerhin hat sie die Verwandlung aufhalten können.“ Ich verstummte wieder. Ich sollte weniger enthusiastisch sein, jetzt wo Kazlane scheinbar endlich bereit war mit mir zu sprechen. Meine unbedachten Worte schienen zumindest ihren Zweck nicht völlig zu verfehlen. Dann schüttelte sie wieder den Kopf. „Ich glaube nicht an die Geschichte mit dem Antrieb. Götter, Dämonen, das ist doch alles Schwachsinn. Yacha hat das auch mal gesagt. Ich glaube sie hat damals durch ihr Aufwachen irgendwen gestört, der sie gerade schön zur Statue machen wollte. Yacha hatte schon die richtige Wasserader getroffen, als er vorgeschlagen hat sie nicht mehr allein zu lassen.“ Sie seufzte. „Es ist jetzt schon einige Jahre her. Ich habe mich damals rausgehalten. Hab‘ mich der nächstbesten Handelsgesellschaft angeschlossen. Einfach raus, aus dieser verfluchten Stadt. Ich habe die längsten Aufträge angenommen, die ich finden konnte. Zwei, drei Saisonen am Stück weg. Keinen Kontakt zur Stadt. Irgendwie hat es sich dann auch nicht richtig angefühlt, wieder zurückzukommen und wieder damit konfrontiert zu sein. Ich war einfach zu lange weg.“ Sie begann wieder gedankenverloren vor sich zu starren. Dabei lehnte sie sich nach hinten und mit ihrem Kopf an meine Schulter. Da ich sowieso nicht wusste, was ich tun sollte, tat ich einfach gar nichts und blieb nur still neben ihr sitzen. Ich muss zugeben, das Gefühl war auch nicht gerade unangenehm.

Nach einer Weile setzte Kazlane sich auf, griff meine Hand und erhob sich. Sie zog mich hinter sich her. „Komm, ich wollte dir noch etwas zeigen.“

Wir wickelten uns Tücher um Mund und Nase und befestigten unsere Kapuzen. Jetzt wo sich die Sandstürme dem Ende zuneigten, kamen sie aus dem Zentrum der Wüste auch näher an die Stadt heran, bevor sie sich in wenigen Tagen in den Gebirgsketten ihre Kraft verlieren würden. Die hohen Mauern und die Steilwände hielten das meiste davon von der Stadt fern. Trotzdem kam gerade gegen Abend ein starker Wind auf, der den allgegenwärtigen Sand und Staub auch in der Stadt aufwirbelte.

Kazlane hatte wieder meine Hand genommen und führte mich durch die Stadt. Wir gingen auf den Rand der Stadt zu. Wohnhäuser wichen kleinen Tierzuchten und anderen Handwerksgebäuden. Hier, geschützt vor der direkten Sonne, wuchsen ein paar Büsche. Wie riesige haarige Kugeln schmiegten Sie sich graugrün zwischen die Felsen. Die widerstandsfähige Pflanze war Nahrungsgrundlage für die Ziegen, die vor allem hier gehalten wurden. Teilweise quetschten wir uns zwischen zwei Häusern auf nicht offiziellen Wegen durch. So näherten wir uns langsam den Steilwänden. „Wohin gehen wir.“ „Zu dieser Steinwand hier. Ich möchte dir etwas zeigen.“ Verwundert folgte ich ihr weiter. Ich sah nicht viel von ihrem Gesicht, aber ihre Stimme klang ernst.

Die Schatten der Häuser wurden schon merklich länger. Allzu lange würden wir kein Licht mehr haben. Gerade so weit draußen am Rande der Stadt, waren keine der Weglichter, die die belebteren Straßen er Stadt beleuchteten installiert. Nur aus dem ein oder anderem Haus würde etwas Licht nach außen dringen. Der aufgewirbelte Sand in den Straßen machte die Sicht nicht gerade besser. Wir traten hinter der letzten Häuserreihe hervor. Direkt an die Steilwand waren mehrere Ziegenställe gelehnt. Ein paar der Ziegen zogen sich gemächlich ein paar Halme aus den Ballen, die in ihrer Umzäunung lagen.

Zum ersten Mal, seit ich in der Stadt war, kam ich den Steilwänden so nah. Ich konnte förmlich das schiere Gewicht der Felsmassen, die sich vor mir auftürmten, spüren. „Beeindruckend.“

Ich blickte nach oben. In etwa dreißig Metern Höhe war die erste Reihe Statuen zu sehen. Jede Statue beanspruchte eine Einkerbung im Felsen für sich. Leicht in die Wand versetzt, waren die Statuen hier auch vor den Sandstürmen gut geschützt. „Unvorstellbar, dass all das Menschen sind.“ Ich hatte mich in der Zeit in der Stadt, nicht zuletzt wegen Yacha und Ysma, viel mit den Statuen befasst. Irgendwie waren Sie im Laufe der Zeit aber ferner gerückt. Ein Studienobjekt nichts weiter.

Abgesehen von Ysma natürlich. Jeder Blick auf ihre Beine erinnerte mich schmerzlichst daran, dass niemand auch nur einen Schritt näher an der Lösung des Rätsels um die Statuen war. Trotzdem nach wie vor surreal. Seit unserer Ankunft in der Stadt hatte ich keine Statue mehr aus der Nähe gesehen.

Auch jetzt war ein wirkliches Betrachten aus der Nähe nur begrenzt möglich. Der Sand, der nun im stärker aufziehenden Wind immer weiter aufgewirbelt wurde, erschwerte uns die Sicht weiter.

„Wer hat nur all diese Plätze gegraben. Wie sind die Statuen da nur hochgekommen.“ Natürlich wusste ich die Antwort: Die Geschichtspfleger. Eine wirkliche Antwort war es aber nicht. Über die Geschichtspfleger war genauso viel bekannt wie über den Ursprung der Statuen. Nichts. Rein gar nichts.

Kazlane ging nicht weiter auf meine Aussage ein. „Ein Stück noch hier lang. Wir sind bald da.“ Gemeinsam bogen wir an der Steilwand links ab und folgten ihr ein Stück. Hier waren keine Gebäude mehr direkt an der Wand errichtet. Stattdessen reichten die Reihen an Statuen bis ungefähr einen Meter über dem Boden. Die Vertiefungen für die Skulpturen hier sahen älter aus, vor längerer Zeit schon in den Stein gehauen. Die Werkzeugspuren am Eingang der einzelnen Zellen waren durch den Sand und den Wind schon weichgerieben. Ich schätzte, dass die Statuen hier schon mindestens zehn Jahre standen. Wenn nicht länger. Zumindest von unserer rechten Seite jetzt ein wenig vor dem Wind in den darin herumfliegenden Sandkörnern geschützt, setzten wir unseren Weg weiter fort.

Ich fühlte mich stark an meine Alpträume erinnert, die mich jede Nacht quälten. Die Reihen regloser Gestalten, die, mitten im Leben erstarrt, vollständig zu Marmor geworden, nun als Stille Wächter auf das Geschehen der Stadt blickten. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Ich blieb stehen. Das Atmen fiel mir schwer. Der Wind schien mir die Luft direkt von den Lippen zu reißen. Am Rande meines Blickfelds nahm ich verdächtig menschliche Schemen aus. Mir wurde schwindlig.

Eine Hand packte mich an der Schulter. „Alles ok bei dir?“ Ich atmete ein. Das Gefühl verschwand ebenso schnell wie es gekommen war. „Schon ok, etwas erschöpft.“ Inzwischen war es immer dunkler geworden. Ich blickte zu den aufgereihten Statuen. Manche saßen, andere wirkten eher als würden sie liegen – an der Wand. Wieder andere mitten in der Bewegung. Sie alle schienen mit ihren leeren Augen durch die zunehmende Dunkelheit auf uns herabzublicken. Ich schüttelte den Gedanken ab. „Alles ok,“ sagte ich erneut, „Ist es noch weit? Es ist unheimlich hier.“

Kazlane schüttelte den Kopf. „Nur noch ein kurzes Stück weiter. Wir haben es gleich.“

Blind und taub saß der Schatten auf einem Vorsprung. Starke Böen zogen an den Falten des schwarzen Stoffs. Kein Geräusch drang von der Kleidung in die Umgebung. In der Luft lag der staubige Geruch von aufgewirbeltem Sand. Hier und da waren auch ein paar Gerüche dabei. Leise drang das Blöken einer Ziege durch die aufgewühlte Nachtluft. Der Wind heulte mal, flüsterte im nächsten Moment. Die Sonne war fast vollständig hinter den Steilwänden untergegangen. Der Vorsprung, auf dem die Gestalt saß, war in dunkle Schatten gehüllt. Sowieso würde niemand nach oben schauen. Nicht bei so starkem Wind. Da kniffen alle die Augen zusammen und versuchten zu sehen, wo sie lang gingen. Gedankengänge, die völlig an dem Schatten auf seinem Vorsprung vorübergingen. Von all dem bekam die Gestalt nichts mit. Unter dem Stoff, der das Gesicht bis auf die leblosen weißen Augen verhüllte, war der Umriss einer Nase zu erkennen. Doch auch der Geruchssinn fehlte dem Geschöpf. Nur die Nebelschwaden, die vor seinem geistigen Auge schwebten, waren für ihn wahrnehmbar. Völlig in seiner eigenen Welt, seinen eigenen Trieben folgend. Aufpassen. Roter Nebel. Gefährlich, gefährlich. Weg, weg. Vorbei. Ein verschwommener silberner Faden schwebte vorbei. Schön. Ruhig. Haben. Der Rote Nebel war kleiner geworden. Er streckte die Hand aus und zog an dem silbernen Faden. Zuckt. Wabert. Gefährlich, gefährlich. Rote Lichtblitze zuckten durch das Sichtfeld der Kreatur. Er ließ den silbernen Faden wieder los. Blieb reglos im Dunkeln sitzen. Es schauderte. Unter seinen Händen und Füßen schien die Erde leicht zu beben. Freude. Lob. Bald. Bald. Bald.

Auf leisen Sohlen schwang sich der Schatten weiter. Höher und höher hinauf. Gute Zeit, gute Zeit. Von seinem erhöhten Ausguck aus, wirkten die Nebelschwaden die arglos durch die Dunkelheit waberten noch kleiner, noch entfernter. Warten. Warten. Bald. Mehr!

Kazlane war ein paar Schritte voraus gegangen. Jetzt blieb sie stehen und wartete darauf, dass ich zu ihr aufschloss. „Weißt du noch, was ich dir auf der Schifffahrt erzählt habe?“ fragte sie. Ich zögerte.

Eigentlich dachte ich gerne an die Überfahrt zurück. Ich hatte Kazlane in der Nähe von Foeltahl in einer größeren Hafenstadt getroffen. Damals war ich gerade einmal ein paar Monate unterwegs und gerade einmal ein paar Tagesritte von Foeltahl entfernt. Auf großen Abenteuern. Meistens bei dem Versuch die Schönen und Reichen davon zu überzeugen mich auf ihr Grundstück zu lassen. Ihnen am besten auch gleich das Versprechen abzunehmen, mir eines meiner Werke abzukaufen. Eines, das ich noch herstellen musste, versteht sich.

Kazlane hatte eines dieser Gespräche am Tresen einer überfüllten Hafenschänke mitbekommen. Vermutlich war es das Starkbier, dass sie zum Prahlen verleitet hat. Großartiges könnte man in ihrer Heimatstadt bestaunen. Unglaubliches. Sie hatte nicht verraten wollen was. Ich war irgendwie fasziniert von dem Gedanken, besonders für Bildhauer wäre es bestimmt ein Erlebnis. Warum sollte ich nicht in die Ferne reisen? Inspiration fernab finden, ein richtiges Abenteuer. Raus aus der vermieften Umgebung von Foeltahl, wo niemand meine Kunst zu schätzen wusste. Unglaubliches für einen Bildhauer. Starkbier gesellt sich gerne zu Starkbier: „Dann werde ich mit dir reisen. Deine Heimatstadt scheint genau das richtige Ziel für mich!“ „Soso, du drängst dich also einfach fremden Frauen als Begleitung auf.“ „Erst prahlen und dann einen Rückzieher machen. Vermutlich ist es einfach nur ein Stück Fels im Meer. Nichts weiter als ein unbedeutender Ort Langeweile. Auf den meisten Karten nicht mal eingezeichnet.“ Aus dem gegenseitigen Frotzeln wurden ein paar Bier mehr und die alkoholinduzierte Philosophie nahm ihren Lauf. Am Ende des Abends war ein handfester Plan zu gemeinsamen Weiterreise dabei herausgekommen. Wir zogen noch ein paar Städte weiter, bis wir schließlich ein Schiff, das nach Varmt Gunung segelt, fanden und damit in ihre Heimatstadt aufbrachen. Schiffsreisen sind unglaublich öde. Gerade wenn die eine Küste am Horizont verschwunden ist und die des Ziels noch nicht im Blick wird das Auge schnell müde. Nichts als Wasser. Ewig wogende Wellen. Nicht, dass ich mir aufgewühltes Wasser, Seemonster oder Piraten gewünscht hätte, ruhige See ist allemal besser, aber die Beschäftigung auf einem Schiff ist doch sehr dürftig. Umso froher war ich über meine Begleitung. Kazlane hatte, wenn sie in der Stimmung war zu erzählen, viele spannende Geschichten von ihren Reisen für die Handelsgesellschaft bereit. Bisweilen verbrachten wir die Abende damit wie Kinder auf dem Deck zu liegen und den Sternenhimmel zu betrachten. In solchen Nächten erzählte Kazlane auch ab und an mehr von sich selbst.

„Meinst du, was du mir über die Stadt erzählt hast? Das hatte ich mir definitiv anders vorgestellt.“ „Nein, was ich über meine Eltern erzählt habe.“ „Dass sie an einer Krankheit gestorben sind.“ „Naja, so ganz stimmt das nicht.“ Sie deutete vor sich. Zwei Statuen standen in der untersten Reihe. „Das…“ Sie schluckte. „Sind meine Eltern. Nicht gestorben. Als ich fünfzehn war, sind beide gleichzeitig.“ Ihre belegte Stimme brach ab.

„Das, das tut mir leid.“ Ich trat auf sie zu und nahm sie in den Arm. Sie grub ihr Gesicht in meine Schulter, und begann leise zu beben. Ich hielt sie einfach weiter fest. Ich wusste nicht, wie es war ein Elternteil zu verlieren. Geschweige denn beide. „Wir wussten nicht, was wir tun sollten, damals. Ich war erst fünfzehn, Ysma sogar noch ein Jahr jünger.“ Sie schluchzte wieder. Offensichtlich hatte sie die Erinnerung an ihre Eltern und die schwere Zeit lange verdrängt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie hart es für zwei junge Mädchen sein musste auf einen Schlag beide Eltern zu verlieren.

Früher war sowas bestimmt üblicher gewesen. Zu Zeiten der Kontinentalkriege hatten die Nationen hunderttausende Waisenkinder zurückgelassen. Aber diese Zeiten waren lange vorbei. Meine Großeltern dürften die Zeit noch miterlebt haben. Ich nicht, wir lebten in kultivierten, zivilisierten Zeiten. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Der Länderrat hatte die Königreiche abgelöst. Lediglich am Rande des Bundes gab es hier und da kleinere Konflikte, aber nichts, dass bis nach Foeltahl schwappen würde. Auch Krankheiten und Seuchen legten keine ganzen Städte mehr lahm. Ich kam mir so machtlos vor. Ysma war das lebende Beispiel wie schnell es gehen konnte. Kazlane demonstrierte mir gerade aus erster Hand, wie traumatisch der Fluch für die Einwohner war. Sowas passte definitiv nicht in unsere Zeit. Wie konnten so viele Gelehrte, Ärzte, kluge Köpfe keine Lösung für sowas altertümliches, etwas, dass eigentlich in Gruselgeschichten für Kinder gehörte, finden? So unfair, so gnadenlos. Kazlanes Schluchzen war weniger und leiser geworden. Sanft löste sie sich wieder aus meinen Armen und schaute mich mit geröteten Augen an.

Inspiriert von Moritz‘ Kurzabenteuer (Hier zu finden) basierend auf einem Album Cover und den Liedtiteln, habe ich meine eigene CD-Sammlung durchforscht und mich letztendlich für Bastard von Subway to Sally entschieden.

Gemäß dem Plan von Moritz: Albumtitel und – cover sind der „Dungeon“ und die Liedtitel bilden die einzelnen Räume. Bei der Reihenfolge der Räume habe ich mich nicht unbedingt an die Reihenfolge der Titel gehalten, war aber auch nicht Teil der Aufgabenstellung. Demnach darf Lehrer Moritz mir das auch nicht ankreiden :P Außerdem war ich so frei, ein paar Lieder wegzulassen, wer braucht schon 15 Räume für ein Kurzabenteuer. Bonus: Zwei der weggelassenen Titel sind dafür zu Methoden geworden, dass Abenteuer zu beenden.

Dem Cover nach, wird es ganz klar ein Schiff und dadurch selbstverständlich ein Piratenabenteuer. Also schön die Arrs und Ayes geübt und ab an Deck, ihr Landratten!

Alle Crewmitglieder folgen dem Ruf eines Kapitäns, der einen unentdeckten Schatz heben will. Hier darf gerne Inspiration bei Fluch der Karibik gesucht werden, Jungbrunnen, verfluchtes Gold, etc.

Der Namensgebende Bastard, von den Eltern und der Kirche verstoßen, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, größter Widersacher derselben zu werden und mit satanischen Ritualen Tod und Zerstörung über die Lande zu bringen. Dazu hat er sich in einer Vulkaninsel eingenistet, um dort ungestört alle Vorbereitungen des Rituals abzuschließen. Leider fehlen noch ein paar Blutopfer, so ein Dämon kommt schließlich nicht für Apfelsaft aus der Hölle aufgestiegen. Da kommt so ein Schiff voll Krimineller doch gerade recht…

Raum 1: Auf Kiel

Am Hafen startet das Abenteuer auf einem Anlegesteg. Hier wartet bereits das Schiff auf die mutige Crew, ein bunt zusammengewürfelter Haufen, aus irgendwelchen Hafenkneipen angeheuert. Jedes Mitglied mit einer eigenen Geschichte, von der nicht immer ganz klar ist wie viel davon der Grog geschrieben hat.

Im Hafen kann die Crew die Ladung überprüfen und verladen, ggf. können noch letzte kleinere Besorgungen gemacht werden.

ACHTUNG: Nach Ablegen des Schiffs ist Raum 1 gesperrt (Außer jemand möchte sehr lange schwimmen/rudern). Die Crew sollte also alles Wichtige auf’s Schiff bringen und hoffen das nichts zurückgeblieben ist.

Raum 2: Fatum

Auf dem Deck des Schiffs mit Namen Fatum (lat. Schicksal für die Interessierten) stehen Kanonen. Vor dem Hauptmast führt eine Luke in den Laderaum. Die Ladung kann hier mit Seilzügen hinabgelassen werden. Auch ein (verletzungsfreier) Sprung hinab ist für geübte Seeleute machbar. Zugang zu den Räumen 3, 5, 6 und 7.

Raum 3: Umbra

Der Ausguck kann über eine Mastleiter erreicht werden. Oben ist genug Platz für eine Person. Hier findet sich auch ein Fernrohr. Über dem Mast flattert die Fahne im Wind. Wenn nicht gerade Sturm herrscht, sind Rufe aus dem Ausguck überall auf dem Deck, nicht aber unter Deck zu hören und zu verstehen. Wenn sich hier jemand aufhält, könnte vielleicht eine Insel im Nebel auftauchen, deren Position mit der Schatzkarte übereinstimmt. Die Schatzkarte bleibt Geheimnis des Kapitäns. Sind schließlich nicht die gesetzestreuesten Reisegefährten.

Raum 4: In der Stille

Die Schlafräume der Crew sind mit einfachen, im Boden verankerten Möbeln und schweren Kisten für persönliche Gegenstände, sowie Hängematten zum Schlafen ausgestattet.

Raum 5: Die Trommel

Unter Deck befinden sich der Lagerplatz und die Ruderplätze des Schiffs. Von hier geht es in die Räume 2 und 4.

Raum 6: Meine Seele brennt

Die Kapitänskajüte befindet sich im hinteren Teil als Aufbau auf dem Deck. Links und rechts neben dem Eingang führen Treppen zu Raum 7. Der Kapitän achtet streng darauf seine Kajüte stets zu verschließen und auch die Reiseroute größtenteils geheim zu halten. Falls ein Crewmitglied zufällig hineinstolpert, könnte dort auf dem Tisch unter den Karten und Navigationshilfen, sehr gut versteckt, ein Brief zum Vorschein kommen. Eventuell würde dann sogar der Komplott aufgedeckt, dass der Kapitän und der Bastard gemeinsame Sache machen, der Schatz nur eine Falle ist und in Wirklichkeit ein Grausamer Dämon (ein Seeungeheuer? Cthulhu?) beschworen werden soll.

Raum 7: Puppenspieler

Das Steuer des Schiffs befindet sich hier auf dem Dach der Kapitänskajüte. Außerdem sind hier übliche Navigationsgeräte wie Kompass Fernrohr und Lichter für Back- und Steuerboard zu finden. Nicht jedes Crewmitglied kann mit so viel Technik sauber umgehen. Sonst könnte ja jeder einfach Kapitän werden.

Raum 8: Unentdecktes Land

Wird die Insel erspäht, beschließt der Kapitän, dass dies das Ziel der Schatzsuche sein muss. Eventuell hat die Crew auch einen Sturm mehr schlecht als recht überstanden und das Schiff bedarf dringender Reparatur. Was auch immer vorgefallen ist. Es sollte unbedingt dort angelegt werden. In einer Bucht finden die Piraten undurchdringliches Dickicht. Nur ein Weg führt frei von Vegetation zum Berg hinauf.

Raum 9: Tanz auf dem Vulkan

Am Ende des Weges kommt die Crew zu einem kleinen Plateau und einer Höhle. Die Höhle sieht aus als hätte hier vor gar nicht allzu langer Zeit jemand gewohnt. Auch vor sehr sehr langer Zeit muss hier jemand gewohnt haben, die Wände der Höhle sind komplett mit in den Stein gehauenen Bildern und Zeichen übersäht.

Hat die Crew den Kapitän nicht enttarnt könnte hier durch selbigen eine Falle ausgelöst werden, die die Besatzung tiefer in den Berg zum Punkt des Rituals bringt (yeah eine Rutsche). Wurde der Kapitän entdeckt, findet sich in der Wand hinter einer bestimmten Zeichnung ein Schalter, der die Piraten auch freiwilligem Weg tiefer in den Berg zum Punkt des Rituals bringt. In diesem Fall hat die Gruppe die Möglichkeit sich leise anzuschleichen.

Raum 10: Canticum Satanae

Im Herzen des Vulkans gelangen die mutigen Seeleute über einen Fallschacht oder Treppen zum Ritualplatz. Eine Steinplattform inmitten eines feurigen Lavabeckens umgeben von drei Ringen mit jeweils sechs Punkten, an denen die unterschiedlichen Materialien liegen, die für die Beschwörung nötig sind. In der Mitte steht ein Opferaltar, auf dem ein Zeremoniendolch liegt.

Um das Ritual zu stören kann die Crew:

1.       Alle 18 Punkte stören.

2.       Dafür sorgen, dass niemand von ihnen zum Blutopfer wird und der Bastard sich nicht selbst opfert. Der Bastard wird versuchen sich selbst zu opfern, wenn er von der Crew überrascht wird, bzw. einsieht, dass er niemanden von der Crew einfach zum Opfer machen kann.

3.       Ein geistlicher Pirat könnte einen Gegengesang anstimmen (Hohelied)

4.       Ein mit Voodoo (der zweite weggelassene Titel) vertrauter Pirat könnte mit einem Naturritual die Beschwörung stoppen.

Wird das Ritual nicht gestört, bzw. kann der Bastard sich selbst opfern, wird er / das Opfer zum Dämon und kann durch ausreichend physischen oder heiligen Schaden zurück in die Hölle gedrängt werden.