Ein Leben in den verbotenen Landen

Zhadel – Halbelfischer Zauberer

…oder Eine Botschaft aus der Ferne

Es war ein kalter Frühlingstag. Die Sonne war bereits auf dem weg hinter den Horizont als ein Reiter in Cao ankam. Er erkundigte sich nach Zirda, der Zauberin. Branto, der wohlhabendste Bauer im Dorf beschied ihm aber die Nacht zu verweilen, der Weg sei an diesem Tag nicht mehr zu schaffen. Heimlich schickte er aber seinen Jüngsten hoch auf die Klippe eine Warnung zu überbringen.

Als Zirda nach Einbruch der Nacht verhüllt im Dorf eintraf hatte sich schon allerhand Volk im Hof von Branto eingefunden. Fremde, besonders ein solcher, waren selten in dieser Gegend und die Dörfler neugierig.

“Ha! Ein komischer Kautz ist er.” laut dröhnte die Stimme des Fremden durch die Stube. “An jedem Rinnsal bleibt er stehen um den Feen ein Lied zu singen – Wahr! Ich lüge nicht.”

Nach einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug setzte er zu einer neuen Geschichte an: “Als wir Zhadel das Erste mal trafen ham wir ihn erst für einen dieser speichelleckenden Zauberer aus Zygofers Gefolge gehalten und ham ihn in Fesseln vor den Vürdersten unserer Sippe geschleift. Aber egal was wir gefragt ham, es kam nur unsinniges Gebrabbel aus seinem Mund. Irgendwann warn wir überzeugt: Der Kerl hat zulange in der Sonne gestanden. Wir wollten ihn aus dem Lager jagen. Isego und ich haben ihn link und rechts genommen und aus dem Zelt geworfen. Noch bevor wir selbst draußen waren, stand er schon wieder auf den Beinen und starte zum Gatter rüber. Wir ham wieder zugepackt aber er entwischte uns irgendwie und stapfte einfach zu Schattenfell rüber. Schattenfell ist das Lieblingspferd vom Vürdersten, ein stolzer Hengst, so einen gab es lange nicht. Dumm nur, er hatte die Wassersucht.

Zhadel der komische Kauz steht da nu und singsangt dem Gaul was vor. Das war schon merkwürdig aber wir ham ihn dann mit ‘n paar kräftigen Titten aus dem Lager getrieben – Zhadel, nich’ Schattenfell mein ich.“

Unter den Zuhörern machte sich unwilliges Gemurmel breit, das war keine gute Geschichte. Unbeeindruckt führ der Fremde nach einem weiteren tiefen Zug aus dem Krug fort: “Am nächsten Tag waren die Läufe von Schattenfell nicht mehr geschwollen und die Raufe konnte gar nicht voll genug sein so viel hat er gemampft. Der Boss is’ immer noch überglücklich. Wir mussten die ganze Gegend absuchen um Zhadel zu finden und zurück zu bringen.”


Am nächsten Morgen stand der Fremde vor Zirda. Die selbe Geschichte hörte sich da schon weniger wild an. Zirda, im vollen Ornat, flößte ihm offensichtlich Respekt ein: “Nach dieser Wunderheilung war er unser Gast, den ganzen Winter lang. Ich hab ihn echt lieb gewonnen, auch wenn er echt merkwürdig ist.”

Ganz kurz huschte ein erleichtertes Lächeln über Zirdas Gesicht obwohl sie die Geschichte ja in der Nacht zuvor schon gehört hatte.

“Als es wärmer wurde ist er unruhig geworden und wollte weiterziehen, er wollte irgend ein Geheimnis im Süden ergründen. Aber ich musste ihm versprechen her zu kommen und zu erzählen was ihm passiert ist.”

Nach einer kurzen nervösen Pause: “Ihr müsst euch keine Sorgen machen, ich hab ihm ein paar Tricks mit seinem Stab gezeigt, er weiß sich jetzt zu wehren.”

Schafe

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Das Frühjahr neigt sich dem Ende zu, die Tage werden langsam heiß und die Wege staubig. Seit dem ich die Aslene verlassen habe bin ich dem Wasser gefolgt. Irgendetwas zieht mich nach Süden wie ein sanfter aber steter Sog.

Hier in den Reiszahnwäldern ist etwas geschehen, etwas unnatürliches, pervertierte Magie. Allerdings löst sich die Aura schon auf seit ich angekommen bin. Was sich nicht auflöst sind die Wunden die in das Land geschlagen wurden: Ich bin auf ein Goblindorf gestoßen in dem alle bestialisch niedergemacht wurden.

Einen Überlebenden habe ich gefunden während ich die Umgebung nach verbleibenden Gefährdungen abgesucht habe. Es scheint der Schamane der Wilden zu sein. Wir haben uns anfänglich mehr mit Händen als mit Worten unterhalten. Aber Gromdan, so nennt er sich, lernt schnell während wir die Leichen bestatten.

Baldmöglichst habe ich mich wieder aufgemacht, in einem nahen Städtchen will ich Hilfe holen. Was immer dieses Unheil angerichtet hat, lauert eventuell noch irgendwo.

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Ich habe heute früh Rabenmünde erreicht, bin aber nicht sicher ab die Halblingssiedlung südlich des Flusses auch so heißt. Wenn ich die Tage richtig gezählt habe müsste das Fest der Blüten sein.

Die Götter scheinen mir jedenfalls gewogen zu sein: Kaum war ich angekommen ist mir eine Gruppe von Abenteurern aufgefallen. Ein Zwerg, eine menschliche Frau, ein Goblin fallen zwischen den Halblingen aber auch wirklich auf.

Ich dachte mir: Wenn überhaupt jemand bereit ist die Wälder nach der Bestie zu durchforsten dann diese Leute. Als ich sie ansprechen wollte ist mir ein stechender Schmerz in den Kopf geschossen. Es geht eine ungute Aura von diesem Zwerg aus, er ist von irgend was besessen glaube ich. Über dieses Thema kamen wir aber schnell ins Gespräch.

Wie sich herausstellte habe ich genau die Richtigen getroffen. Sie haben mir erzählten das sie gerade aus den Wäldern kamen und dort ein marodierendes Biest getötet haben das durch eine Form der tempus magicae grausige Schäden angerichtet hat.

Mehr als ihre bisherigen Erlebnisse zu besprechen wollten sie aber meinen Rat bezüglich der Besessenheit von Bronn. Scheinbar schläft er sehr unruhig seit sie einem Geist namens Garmagol oder so ähnlich begegnet sind.

Ich konnte die Drei – Wanya, Bronn und Grindel – trotzdem dazu bringen mit mir zu Gromdan zurück in die Wälder zu gehen. Besessenheit sind nicht meine Spezialität, vielleicht kann aber der Schamane helfen.

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Von Rabemünde aus sind wir, Bronn, Wanya, Grindel und ich, aufgebrochen, zurück in die Reiszahnwälder, damit ich Gromdan zur Besessenheit von Bronn konsultieren konnte. Ich hatte gehofft, wo wir schon mal da gewesen sind, einen Blick auf die Überreste der Bestie werfen zu können, deren faulige Aura die Essenz des Wassers über viele Wegstunden hinweg getrübt hatte. Aber dies sollte mir nicht vergönnt sein.


Während ich unsere diesseitigen Körper vor Unheil aus der anderen Welt bewahrte, folgte Gromdan dem Bewusstsein des schlafenden Zwergs hinter die Schleier, um ein klareres Bild von dem zu erhalten, was sich im Kopf von Bronn festgesetzt hatte. Scheinbar, wie wir so erfuhren, handelte es sich um einen ruhelosen Verstorbenen, ruchlos erschlagen und verscharrt irgendwo in den Rabenlanden. Damit bestätigt sich die Geschichte über Garmagol, die Wanja bei unserem Kennenlernen erzählt hatte.

Nach kurzer Beratung waren wir uns einig, dass wir dem Toten seinen Frieden bringen sollten, damit er sich von dieser Welt lösen könnte. Dazu müssten wir aber seinen Leichnam finden. Da wir keine weiteren Anhaltspunkte hatten machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu dem Ort, an dem der unglückselige Bronn von dem Geist besessen worden war.


Grindel führte uns nach Norden. Nach einer sehr interessanten Floßfahrt über die Rabenwässer – der See hat eine wirklich melancholische Ausstrahlung – trafen wir recht bald auf eine alte, kaum mehr zu erkennende Straße nach Norden. Ihre Reste sind auch heute noch von den Ruinen alter Wachtürme gesäumt. Ich frage mich, welche Städte diese Straße in der Vergangenheit wohl verband?

Je weiter wir voran kamen, umso stärker wurde der Einfluss „unseres“ Geistes auf Bronn. Dies ging soweit, dass er des nächstens schlafwandelte und sich nur mit Gewalt aufhalten ließ. Ich folgerte, dass die Kraft von Garmagol größer wurde je näher wir den sterblichen Überresten kamen, insofern waren wir auf dem richtigen Weg.

In der fünften Nach hat Bronn es geschafft sich davon zu stehlen, zu meiner Schande ausgerechnet während meiner Wache. Bei Sturm und Regen mussten wir die Fährte aufnehmen und verfolgen bis wir ihn wiederfanden wie er mit bloßen Händen eine Grube auszuheben versuchte.

Der ganze Ort war geflutet von verzehrter, schwarzer Magie, die aus dem Loch im Boden hervorquoll. Da ich und Gromdan die Natur und Motivation dieser Magie nicht vollständig erfassen konnten, haben wir Bronn, und damit den Geist in ihm, vorsichtshalber von dieser Stätte entfernt, um anschließend selbst freizulegen was immer dort vergraben läge.

Wie ich schon vermutet hatte stießen wir bald auf ein brüchiges Skelet. Eine Begutachtung der Leiche forderte einen Kristall zutage, der mit dem Brustbein des Toten verwachsen zu sein schien. Dieser Kristall war offensichtlich die Quelle all der dunklen Kraft. Ich konnte den Kristall aber, entgegen dem äußeren Anschein, mühelos entfernen und für eine spätere Analyse an mich nehmen.

In dem Moment, wo ich dies tat, verflüchtigte sich die dunkle Aura und auch Bronn hörte auf sich gegen seine Fesseln zu sträuben und erwachte aus seinen bösen Albträumen.

Nach all dieser Aufregung mussten wir noch ein provisorisches Lager errichten, was sich aufgrund des Regens als ausgesprochen schwierig erwies. Nur mittels der elementaren Kräfte gelang des mir überhaupt ein Feuer zu entzünden, an dem wir uns trocknen konnten.


Am heutigen Tag haben wir Bronn untersucht und nach seinen Traumerlebnissen befragt. Allerdings war aus dem sturen Zwerg nicht viel herauszubekommen. Aber wenigstens scheint er, so weit ich das sagen kann, nicht länger von irgendjemand besessen zu sein.

Später haben wir nach menschlicher Sitte, ein Begräbnis durchgeführt und unsere nächsten Schritte besprochen. Ich hoffe, ich habe in naher Zukunft die Muße diesen Kristall einer näheren Untersuchung zu unterziehen – in diesem kleinen Ding steckt noch ein Geheimnis, das es zu enträtseln gilt.

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Mehrere Tage waren wir in den Wäldern unterwegs, bis wir auf die Uferstraße östlich von Rabemünde gestoßen sind. Es ist eine gute Erfahrung in derart unberührten Urwäldern der Natur des Lebens nachzusinnen. Grindel führte uns immer einen gangbaren Weg. So wurde dieses Erlebnis auch nicht von betrüblichen Ereignissen gestört.

An der Straße angekommen, hörten wir ein Pferd wiehern. Kurz darauf lief ein herrenloses Reittier an uns vorbei in den Wald. Daraufhin erkundeten wir achtsam die Umgebung und fanden eine verunglückte Reiterin, die bewusstlos am Boden lag. Eine Gefahr, oder gar ein Angreifer, waren nicht auszumachen.

Gromdan versorgte die Kopfverletzung der Frau, das Bewusstsein hat sie aber auch nach einem Tag nicht wiedererlangt. Aber wenigstens konnten wir in der Zeit das Pferd wieder einfangen.

Als Ava, ihr Name, wie sich später herausstellte, nach einer weiteren Behandlung durch Gromdan später aus ihrem komatösen Schlaf erwachte, mussten wir feststellen, dass ihr Gedächtnis von dem Sturz ausgelöscht worden war. Sie konnte sich nur noch an rudimentäre Dinge erinnern. In der Hoffnung, dass bekannte Orte und Gesichter ihr helfen könnten, begleiteten wir sie nach Rabemünde. Von dort müsste sie gekommen sein.

Auf dem Weg begegneten wir fahrenden Händlern, Gladiana und ihrem Großvater, Diese hatten Ava aber nicht in Rabemünde getroffen. Sie waren auf dem Weg nach Nordentor, einer Fischersiedlung, deren historischer Leuchtturm von unserer Position aus in der Ferne zu erkennen war.

Ein paar Details, wie ihr Name, sind Ava während der Reise wieder eingefallen. Ansonsten war aber unser Besuch in Rabemünde nicht sehr ergiebig. Niemand, nicht einmal die Betreiberin der örtlichen Herberge konnte sich an die Frau oder ihr schönes Ross erinnern. Obwohl wir ihr weitere Hilfe angeboten hatten, wollte Ava am nächsten Morgen lieber alleine weiterziehen und verabschiedete sich von uns.

Im Nachhinein muss ich sagen kommt mir dieses Treffen merkwürdig vor. Wo ist diese Frau hergekommen, wenn sie offensichtlich nicht durch Rabemünde gekommen ist. Ansonsten gab es doch Meilenweit keinen Ort, wo man sich versorgen hätte können.


Der Elfenstein

Den Aufenthalt in Rabemünde gab mir die Muße für eine Meditation am Meer. Es gibt immer noch eine Macht in diesem Kristall, ich glaube aber nicht, dass es der Geist dieses Menschen Gamagol ist, etwas älteres, mächtigeres haftet an dem Elfenstein. Eine Vision eines großen Tors ereilte mich. Handelt es sich dabei um ein echtes Tor oder ist es ein Symbol für etwas, das weggeschlossen oder gar weggesperrt ist?

Eine andere Frage ergab sich daraus: nimmt der Stein zu jedem Träger Kontakt auf oder ist es mein elfisches Erbe? Um dem nachzugehen, gab ich den Kristall an Gromdan weiter. Das Wesen im Stein scheint diesen Versuch lächerlich zu finden. Jedenfalls verlachte er mich hämisch im Geiste.

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Während unseres Aufenthalts in Rabemünde waren Grindel und Bronn auf der Spur einer Sache, die sie „Der Oger“ nannten. Angeblich hatten sie in den Forsten nördlich des Ortes eine grobschlächtige, übermannsgroße Gestalt im Unterholz gesehen. Diese, so berichteten sie, habe ein lebendiges Wesen in einem Sack herumgetragen.

Aber wen sie auch fragten, niemand hatte von solch einem Monster gehört. Lediglich der Zeidler verhielt sich angeblich verdächtig. So kam es, dass wir etwas übereilt aufbrachen und dem Mann in die Wälder hinterherschlichen.

Wir kamen bis zu einem Häuschen im Wald. Von einem irgendwie gearteten Monster war aber keine Spur. Gromdan blieb als Späher zurück und wir schlugen unser Lager etwas abseits auf.

Am Nachmittag des gleichen Tages hallte ein animalisches Gebrüll durch den Wald. Wir schreckten sofort hoch und eilten dem Zeidler und Gromdan zur Hilfe.

Auf der kleinen Lichtung mit dem Haus bot sich uns dann aber ein seltsamer Anblick: über den Boden rollten der Zeitler und eine wirklich große Person. Die Beiden lachten dabei ausgelassen.

Gleichzeitig trat, vermutlich durch den Lärm den wir verursachten als wie durch das Unterholz gebrochen sind, aufgeschreckt eine Zwergin aus dem Haus. Sie hatte eine Armbrust im Anschlag und zielte auf uns.

In dem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen: was Bronn für eine menschenfressende Sagengestallt gehalten hatte, war in Wirklichkeit nur das Ergebnis interspeziärer Reproduktion. Die Kinder von Zwergen und Menschen weisen häufig ein hyperstimuliertes Wachstum auf, das schon in jungen Jahren zu Riesenwuchs führt.

Was wir also für ein Monster hielten war also nur ein Kind. Mit diesem Wissen konnte ich die Situation klären. Wir versprachen Stillschweigen zu wahren und zogen, die Familie unbehelligt lassend, unserer Wege.


Da wir von Rabemünde genug hatten, beschlossen wir, gen Osten zu ziehen und Nordentor zu besuchen.

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Der Elfenstein

Den Rubin Gromdan anzuvertrauen, hatte sich als Fehler erwiesen:

Primar hatte ich weiterhin Wahrträume von einem großen Tor, das etwas vor mir verbirgt. Was ich mich dabei frage ist: Soll ich diesen Traum, dieses Tor metaphorisch interpretieren oder ist es ein echtes, physisches Tor, das es zu suchen gilt?

Sekundar hat es dieser Goblin geschafft, den Stein mitten im Wald zu “verlieren”. Wanja, die sich seltsamerweise die ganze Zeit abseits herumdrückte, statt vernünftig zu suchen, erregte irgendwann meine Aufmerksamkeit. Sie hatte ja bereits früher ihre Finger nicht von anderer Leute Sachen lassen können. Auch nachdem wir sie mit Suchzaubern überführt hatten, leugnete sie weiterhin bis ich ihr Angst ob der ungezähmten Kräfte in dem Edelstein einflößte. Erst dann gab sie mir den Elfenstein zurück.

Das Hügelgrab

Mitten im Wald, auf unserem Weg nach Nordentor, stießen wir auf einen alten Grabhügel. Während ich noch versuchte die Gravuren auf einer Stehle vor dem Hügel zu entziffern (vergeblich aufgrund des hohen Grades der Verwitterung), fing Gromdan unbeachtet vom Rest der Gruppe an das Hügelgrab aufzubrechen. Im Inneren gab es nur einen schmalen, abfallenden Gang und keiner von uns hatte an diesem Abend noch Lust in die Dunkelheit herabzusteigen.

Am nächsten Morgen sind wir dann doch hineingekrochen. Aber erst nachdem ich sicherheitshalber die Umgebung bezüglich Flüchen oder Schutzzaubern untersucht hatte.

Der Gang endete in einer Kammer deren Stütz- und Deckenkonstruktion schon lange morsch und verrottet war. Bei jedem Schritt rieselte Erde von der Decke. Nebeneinander lagen drei Grabstätten, von Staub und Dreck bedeckt, aber deutlich Sichtbar in der Mitte der Kammer. Eine große Steintafel war aufrecht in die rückwertige Wand eingelassen. Darauf war ein Wappen eingraviert: eine achtblättrige Blüte über einem Fluss.

Bronn hielt die Tafel vermutlich fälschlich für eine Abdeckung einer weiteren Kammer und stemmte sie umgehend aus der Wand. In dem Moment in dem sie auf dem Boden aufschlug, erhoben sich die Toten!

Wiederum war es Bronn, der sofort zum Angriff überging. Er zertrümmerte mit schnellen, wuchtigen Hieben Knochen und Schädel. Eines der Skelette aber, zu Lebzeiten muss es eine wahre Hünin gewesen sein, erwischte ihn mit dem Streithammer, den sie mit aus ihrem Grab gebracht hatte und schleuderte ihn gegen eine der Wände.

Um uns alle zu retten musste ich die Kräfte der Erde um uns erwecken und einen Sturm aus Steinen und Erdklumpen entfesseln, der die mürben Knochen der Untoten zermalmte und ihr Unleben beendete.

Nachdem der Staub sich gelegt hatte, konnten wir Bronn recht schnell wieder auf die Beine bringen. Ich weiß aber nicht, was ihn mehr schmerzte, sein gebrochener Arm oder sein zerbrochenes Schwert.

Der Mühen Lohn bestand in Rüstung und Waffe sowie ein wenig Silberschmuck, einem Stirnreif und einem Siegelring, die die hünenhafte Verstorbene mit in ihr Grab genommen hatte.

Nordentor

Was für ein armseliger Ort! Nur ein paar Schafe und Fischerhütten erwarteten uns, als wir Nordentor erreichten. Wenigstens konnten wir uns in einem Stall vor dem kräftigen Sommerregen unterstellen.

Von einem der Einheimischen namens Radgo erfuhren wir jedoch Erstaunliches: der Leuchtturm vor der Küste auf einem Felsen hat eine unendliche Flamme. Niemand betrete jemals den Turm und niemand liefere jemals Brennmaterial, trotzdem brenne die Flamme schon seit Generationen.

Am nächsten Tag überredeten wir einen örtlichen Fischer, unter Einsatz unserer Vorräte an Spirituosen, uns zu der kleinen Insel überzusetzen. Geholfen hat es uns aber nicht: festes, zwergisches Mauerwerk, keine Tür und kein Tor, auch keine Schriftzüge oder andere Hinweise. Das einzige, das ich herausfand, ist die Existenz eines magischen Schleiers, der die Natur des Turms vor dem kundigen Betrachter verbirgt.

Frustriert darüber ein solch erstaunliches Bauwerk unergründet hinter uns zu lassen, sind meine Kameraden und ich noch am selben Tag nach Ostholm aufgebrochen.

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Ostholm ist eine richtige Stadt! Umgeben von grünen Weiden und wogenden Feldern herrscht hier reges Treiben. Große Frachtsegler liegen hier vor Anker und große Ballen Wolle, fassweise Wein, Obstkisten und anderes kommen mit ihnen in die Stadt oder verlassen sie wieder. Hier war es ein leichtes unsere Ausrüstung zu erneuern.

Noch in anderer Hinsicht erschien Ostholm ein guter Aufenthaltsort: der Wirt eines örtlichen Gasthauses erzählte mir von einer nahen Insel, auf der sich Ruinen befinden, die noch aus den Zeiten vor dem Krieg stammen. Die Einheimischen nennen die Insel Lonaite. Ich vermutete die Elben nannten sie Lóna i lóte – Insel der Blüten und erhoffte mir alt elbische Hinterlassenschaften.

Ich konnte meine Reisegefährten überzeugen, die erwähnten Ruinen in einer Expedition zu erkunden. Erst waren sie skeptisch, aber mit der Verlockung von Schätzen vor Augen waren sie dann schlussendlich doch bereit mir zu folgen. Darum bezahlten wir einen örtlichen Fischer uns überzusetzen.

Der alte Wachturm

Der erste Eindruck auf der Insel war allerdings enttäuschend. Die Grundmauern von ein paar einfachen Häusern ohne jede Eleganz waren alles, was wir in der Nähe des Strandes fanden. Allerdings erhebt sich auf dem zentralen Hügel eine weithin sichtbare Turmruine. Da der Tag nicht einige lichte Stunden hatte, zogen wir los, diesem einen Besuch abzustatten.

Dieser Besuch erwies sich als Desaster. Kaum angekommen stürzten sich aus großer Höhe Harpyien auf uns herab. Genauer nahmen sie allein mich ins Visier. So kann mir niemand vorwerfen, dass ich unter ihrem gemeinsamen Gewicht zu Boden ging. Noch bevor jemand reagieren konnte, krallten die Biester in mein Gesicht und meine Welt wurde schwarz. Dass ich diese Zeilen schreiben kann, verdanke ich nur Gromdan, der mich später mit seiner Magie erneut die Schönheit des Ozeans erblicken lies.

Wie ich am nächsten Tag erfuhr, hatten meine Kameraden die Harpyien alle erschlagen und wollten nun den Turm näher in Augenschein nehmen. Leider erwies dieser sich als menschliches Erzeugnis und gehört wohl zu einer Festungsanlage. Ich erwartete, ab dieser Erkenntnis nicht mehr neues Wissen über meine elfischen Vorfahren zu erhalten.

Die unterirdische Halle

Außer dem Turm gab es weitere Gebäude auf dem Hügel. Als wir diese durchstöberten, stellten wir fest, dass alles unterirdisch mit Gängen und Kellern verbunden ist. Einer dieser Keller ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert:

Einerseits hat sich jemand die Mühe gemacht den Raum sorgfältig zu Fliesen, kein Haar passt in die Fugen. Andererseits wurde aber willkürlich und stümperhaft um eine runde Abdeckplatte in der Mitte des Raums herum allerlei Schutzzeichen und magische Symbole auf den Boden gekritzelt. Die Anordnung ist völlig wirr und entbehrt jedem Sinn, sie können gar keine Wirkung zeigen.

Natürlich fing Bron sofort an den Abdeckstein heraus zu stemmen. Uns blieb gerade genug Zeit eine magische Sondierung durchzuführen. Aber was immer der „Künstler“ abwehren wollte, schien nicht mehr da zu sein.

Unter der Abdeckplatte kam eine Wendeltreppe in die Tiefe zum Vorschein. Dies wiederum führte uns in eine säulengetragene Halle. So etwas hatte ich wirklich nicht erwartet. Der ganze Raum hatte ein interessantes Arrangement. Die drei Säulen, in etwa zu humanoiden Gestalten geformt, stützten in einer Reihe mittig angeordnet das Gewölbe. Wie sich später herausstellte waren sie bewusst auf eine Nische in der linken Wand ausgerichtet, so als würden sie den Baum der dort wuchs mit ihren steinernen Blicken beobachten.

Mit jedem Schritt den wir in die Halle hinein taten, wirbelten wir einen merkwürdigen, roten Staub auf, der überall an den Wänden klebte und den ganzen Boden bedeckte. Einen Moment dachte ich, er würde mir die Augen verkleben, denn ich sah überall in der Luft schlieren und sich zusammenklumpende Schemen. Als aber auch der Staub auf dem Boden sich plötzlich auf einen Punkt zubewegte und verdichtete, wurde die Gefahr ersichtlich. Eine massige, übermannsgroße, formlose Gestallt bildete sich heraus und stürzte sich sofort mit der Wucht eines Bären auf uns nieder. Bevor wir noch wussten was geschehen war, zerfloss das Wesen wieder nur, um sich hinter uns gleich wieder zu verfestigen.

Beim dritten Mal war ich vorbereitet und zerfetzte diesen Dæmon in einem magischen Mahlstrom den ich der Erde um uns herum entriss. als er gerade feste Form annahm. Während ich mich danach sammelte erschien am anderen Ende der Halle ein weiterer dieser Blutstaubdämonen, aber meine Gefährten hatten begriffen was zu tun war und droschen auf ihn ein, wann immer er sich verfestigte. So hatten wir bald Ruhe vor den Monstern.

Bei genauerer Erkundung des Raumes stellte sich heraus, dass der Baum eigentlich eine Art überdimensionierter fahlleuchtender Pilz war, der aus einem Brunnenschacht heraufwuchs. Ein solches Gewächs hatte ich bis dahin noch nie gesehen, noch davon gelesen. Selbst der Zwerg an meiner Seite konnte es nicht identifizieren, obwohl er doch in den Tiefen Zuhause ist. Da die Gestaltung der Säulen uns wie ein Hinweis erschienen, ist Gromdan durch den Brunne nach unten geklettert um nach verborgenen Geheimnissen zu suchen. Was er fand waren Runen der Zwerge mit denen eine Stelle an der Wand markiert war.

Monumentale Zwergenkunst

Nachdem wir die Wand aufgebrochen hatten, betraten wir eine offensichtlich zwergische, sehr weitläufige Anlage, tief in den Fels des Untergrundes hineingeschlagen. Mindestens drei Ebenen, jede davon riesigen Ausmaßes. Stundenlang sind wir durch die breiten Gänge gewandert um Zeugen der Baukunst und Kunstfertigkeit von Zwergen zu werden.

Die oberste Ebene war vollständig leergeräumt. Schwer zu sagen, aber ich glaube, hier waren Wohnräume, Werkstätten und Arbeitsbereiche. Die zweite Ebene ist hingegen voller Wunder. Ein Raum war mit einer detaillierten, lebensgroßen Nachbildung Waldes aus Stein gefüllt. An anderer Stelle hatten die Erbauer eine riesige Mechanik aus Zahnrädern hinterlassen. Zum dritten fanden wir eine begehbare Landkarte mit hoch aufragenden Bergen und Wäldern aus unzähligen winzigen Bäumen, die die Hänge bedecken.

Die dritte Ebene war offensichtlich unvollendet. Trotzdem zeichnete sich das handwerkliche Können deutlich ab. Erst recht im Vergleich zu den meterbreiten willkürlich verlaufenden Tunneln die Felsbeißer überall hinterlassen haben. Einen dieser riesigen Würmer fanden wir aufgeschlitzt in einem der Gänge liegen. Unheimlich, darüber nachzudenken, was jagt auf so einen Kollos macht.

Ein plötzliches Beben des Bodens kurz nach diesem Fund macht uns klar, wie tief wir unter der Erde waren und uns wurde ganz beklommen zumute. Als dann auch noch überall klackende Geräusche durch die Gänge halten, beschlossen wir eiligst umzukehren.

In dem steinernen Wald auf der der zweiten Ebene wurden wir aber von, ich weiß nicht recht wie ich diese Dinger benennen soll, pferdegroßen Insekten überfallen. Sie hatten sechs Beine von denen die vorderen wie Sensenblätter geformt waren und dreieckige Köpfe aus deren Mäulern beständig ein grünliches Sekret troff. Das Klackern ihrer harten Beine auf dem Stein hatte uns bis hierher verfolgt. Trotz ihrer unheimlichen schnellen, ruckartigen Angriffe schafften wir es aber die Viecher weitestgehend unbeschadet zurückzuschlagen und eilten danach schleunigst zur Oberfläche zurück.

Oben angekommen fanden wir uns in dunkler Nacht wieder. Das einzige Licht am Himmel spendete ein neuer, roter Stern mit einem feurigen Schweif, der im Westen stand. Welch düsteres Omen!

Zhadel am Ende des Abenteuers

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Pünktlich holte der Fischer uns wieder ab und brachte uns sicher von der Insel zurück auf das Festland. Wir hingegen waren uns nicht sicher bezüglich unserer nächsten Schritte. Ob des bösen Omens, das der Komet am Himmel darstellte, wollte ich nach Hause zurückkehren, um die alten Schriften nach Hinweisen zu durchsuchen. Andere von uns wollten direkt nach Westen aufbrechen, um zu sehen, was unter dem Komet liegen würde. Bron hingegen ließ das Schicksal der Welt recht kalt, er wollte lieber seine bestellten Rüstungsteile in Rabenmünde abholen. Da – zugegebenermaßen – eine gute Ausrüstung hilfreich ist, egal welche Richtung wir einschlagen würden, haben wir uns also wieder zurück nach Rabenmünde begeben.

Zuerst jedoch konnten wir zwei große Hochseeschiffe beobachten, die einen riesigen Kadaver zwischen sich vertäut hatten und dem Hafen zustrebten. Jeder Bewohner, ob Frau, Mann oder Kind, war auf den Beinen. Jedes Boot wurde zu Wasser gelassen. Jeder jubelte ob der Rückkehr der Seeleute. Kaum hatten diese den Anker geworfen entstand ein reges Treiben. Unmengen von Fleisch wurden entladen, gekocht, gebraten, gepökelt, geräuchert. In all dem Trubel des Schlachtfestes waren keine Geschäfte zu machen. Daher verabschiedeten wir uns recht bald mit vollen Mägen und verließen Ostholm auf der Küstenstraße in Richtung Nordentor.

In einem breiten Ring erstreckte sich, zu unserer Überraschung, um das ärmliche Fischerdorf Nordentor eine Zeltstadt. Wie sich herausstellte, waren viele Flüchtlinge aus Rebenmünde hierher geflohen. Die Rostbrüder waren, so erfuhren wir von einer verängstigten Frau, zahlreich gekommen, um von Rabenmünde aus über den Fluss in die Länder der Halblinge einzufallen. Das einzige, was wir für die armen Leute tun konnten, war, es ihnen den Weg nach Ostholm zu weisen. Nordentor konnte ihnen nichts bieten außer Hunger und Elend.

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Ein Ausflug nach Rabemünde

Erneut in Rabenmünde angekommen, mussten wir feststellen, dass reges Treiben in der Stadt herrschte. Angetrieben von vielen Rostbrüdern wurde eifrig an der Stadtmauer gebaut. Wir, Zwerge, Goblins und ich als Adeptus der Magie schon gar nicht, konnten uns also nicht ungefährdet in die Stadt wagen. Daher schickten wir Wanja auf Kundschaft.

Sie brachte uns schlimme Kunde: Die Rostbrüder hatten nördlich des Flusses die Siedlungen im Umland verwüstet und jeden Wiederstand blutig vereitelt. Sie waren dabei Rabenmünde zu ihrem Stützpunkt für den Vorstoß nach Süden auszubauen und nahmen dabei wenig Rücksicht auf die Bewohner. Allerdings haben die Halblinge die Brücke über den Fluss abgebrochen, so dass es den Roten Schändern schwerfallen sollte in großer Zahl hinüber zu gelangen.

In unserer Besprechung der nächsten Schritte kahmen Grindel, Wanya und Bronn auf eine Legende zu sprechen, die etwas mit dem Versuch der Rostigen nach Süden zu gelangen, zutun haben könnte. Eine mächtige Waffe aus der alten Zeit läge dort versteckt.

Die kleine Familie

Wir beschlossen der Sache nachzugehen, zuvor aber mussten wir uns vergewissern, dass es unseren Freunden, dem Zeidler Jure und seiner Familie gut ging. Als wir bei dem Häuschen im Wald ankamen, war Moira beschäftigt ihre Habseligkeiten zu kompakten Bündeln zu verschnüren. Während dessen versuchte ihr Sohn Koge den angepflockten Esel mit Ästen und Zweigen in einen Waldschrat zu verwandeln.

Die Familie hatte beschlossen nach Westen zu Moiras Familie zu ziehen, um der Gefahr, entdeckt zu werden, zu entgehen. Wir beschlossen daraufhin einhellig, dass wir sie nicht allein durch die Wildnis ziehen lassen könnten.

Verfolger?

Am nächsten Morgen brachen wir auf und Grindel führte uns, so gut es ging, parallel zum Fluss Rabenflug durch den Wald. Den Handelspfad konnten wir wegen der vielen Soldaten leider nicht nehmen. Wir kamen trotzdem mehrere Tage recht gut voran. Ich wurde allerdings das Gefühl nicht los, dass wir verfolgt wurden. Die Anderen meinten, es seien nur die Schatten im und die Geräusche des Waldes ,die mich narren würden. Keiner wollte das metallische Scheppern und Rasseln gehört haben, das unregelmäßig aus dem Unterholz zu uns herübertönte.

Nach ein paar Tagen hörten wir das Rauschen des Flusses vor uns. Erst dachte ich, wir hätten uns in der Richtung geirrt, aber Moldra erklärte, dass dies der Dra Kott sei, Steinsäge in der Sprache der Menschen. Dieser Strom fließt von ihren heimatlichen Bergen nach Süden und mündet im Rabenflug. Sie erzählte uns auch von einem Steinbruch auf der anderen Flussseite. Von dort aus müssten wir uns nach Norden in die Berge begeben, um zu ihrer Sippe zu gelangen.

Karte der Länder zwischen den Flüssen Dra Kott und Rabenflug

Grindel und ich wurden ausgeschickt das Ufer abzusuchen und unsere Position festzustellen. Vom Waldrand aus, verborgen hinter den letzten Bäumen, konnten wir den Flusslauf gut einsehen. Auf unserer Seite war das Ufer flach und eine gepflasterte Straße zog sich an ihm dahin. Auf der gegenüberliegenden Seite hingegen ragte meterhoch eine senkrechte Felswand auf, ganz so als hätte jemand das Land mit einer Säge geteilt. An dieser Stelle über das Wasser zu gelangen ist unmöglich.

Wir beide folgten dem Fluss nach Norden, um eine geeignete Stelle für die Querung oder den Steinbruch zu finden. Dabei konnten wir einen Flusskahn beladen mit Steinen und kleinere Trupps von Rostbrüdern auf der Straße beobachten.

Auf einmal war da wieder dieses metallische Geräusch, das mich schon die ganze Reise begleitete hatte. Und tatsächlich stand am anderen Ufer oben auf der Klippe eine Gestallt, die aussah, als wäre sie komplett in eine alte, rostige Rüstung gehüllt und schaute zu uns herüber.

Wir versteckten uns im Unterholz und beobachteten das andere Ufer in der Hoffnung, zwischen den Bäumen nicht bemerkt worden zu sein. So lagen wir bestimmt Stunden in unserem Versteck, aber die Gestalt bewegtet sich kein bisschen. Das kam uns sehr merkwürdig vor, aber schließlich einigte ich mich mit Grindel darauf, dass es sich wohl um eine Statue handeln müsste, die wir nur zuvor nicht bemerkt hatten. Da der Abend schon vorangeschritten war, kehrten wir zu den Anderen zurück. Als ich aber nach ein paar Schritten noch mal über die Schulter schaute, war niemand mehr zu sehen.

Mein Bericht, später am Lager, erinnerte Moira an eine alte Geschichte, die man unartigen Zwergenkindern erzählt: Eine böse Hexe, vor Äonen von einem Priester Hünes verflucht, sinne von Rache getrieben danach, Kinder aus ihren Betten zu stehlen, um sich an ihnen zu laben. Angeblich reise diese Hexe auf einem metallischen Pferd durch die Lande, auf der Suche nach neuen Opfern.

Der Steinbruch

Wie dem auch sei, am nächsten Morgen zogen wir alle gemeinsam nach Norden weiter. Am Nachmittag fanden wir einen Bootsanleger, zusammen mit einer Glocke gegenüber eines weitern Flusses, der hier in den Dor Kott einmündete.

Wiederum musste ich, diesmal in Begleitung von Jure, auf Kundschaft gehen, während sich der Rest unserer Gemeinschaft im Wald verbarg. Das Läuten der Glocke halte weit und rief uns ein Floss herbei. Die drei Schiffersleute brachten uns für ein kleines Handgeld über den Fluss in ihre namenlose Siedlung. Der ganze Ort bestand zu der Zeit eigentlich nur aus einem stabilen Frachthafen, ein paar einfachen Häusern und einer Taverne. Es schien mir, als wäre jeder Bewohner damit beschäftigt, Steine aus dem Klippen zu brechen oder sich mit Bier von dieser Plackerei zu erholen.

Ich versuchte zuerst mit einer Geschichte über Oger, die ich den abendlichen Zechern in der Taverne erzählte, herauszufinden, wie die Arbeiter auf ein solches Wesen reagieren würden. Irgendwie wollte mir aber niemand zuhören, ich wurde sogar rüde unterbrochen. Ich verstehen diese Menschen einfach nicht. Jure war danach, was mir ebenfalls nicht erklärlich ist, ziemlich böse mit mir und hat mich dann einfach stehen gelassen um sich unter die Einheimischen zu mischen.

Für die darauffolgende Nacht hatte Jure dann aber ein paar der Flößer dazu überredet, die ganze Gruppe über den Fluss zu bringen. Vielleicht haben sie mir ja doch zugehört – jedenfalls nahmen sie nicht Reißaus, als sie Koges große Gestalt erblickten. Am Ende ging alles gut und wir erreichten wohlbehalten das gewünschte Ufer, um unseren Weg ins Gebirge fortzusetzen.

Drachenfluch

Der Weg in die Berge wurde mit jedem Tag steiler und beschwerlicher, aber Moldra erkannte viele Wegmarken und so wähnten wir uns auf dem richtigen Weg.

Am Abend des vorletzten Tags unserer Reise lag Rauch in der Luft. Grindel eilte voraus und berichtete kurz darauf von mehreren heruntergekommenen Gestalten, die in einer Höhle kampierten. Wir wollten diese nicht umgehen und gingen also hinüber. Wie sich herausstellte, waren es drei Wolfsmenschen – ich hätte nie erwartet welche von ihrem Volk so weit östlich anzutreffen – die an einer Art Krankheit litten. Sie waren ausgezehrt und Ihr Fell fiel ihnen aus.

Der Anführer der Drei wollte uns erst nicht zu ihnen lassen, doch Gromdan beharrte darauf, ihnen helfen zu können und ging schließlich alleine in ihre Höhle.

Als er zu uns zurück kam, wirkte er sehr erschöpft. Seine Haut wahr grau und seine Augen unterlaufen, zuckten unruhig hin und her. Auch zitterten seine Hände so sehr, dass er kaum den Becher Wasser halten konnte, der ihm gereicht wurde.

Die Wolfsmenschen hatten nach Gromdans Erzählung versucht, ein Drachenei aus dem Gelege zu stehlen und dabei einen mächtigen Fluch auf sich gezogen. Über Drachen habe ich gelesen, sie werden in den alten Überlieferungen beschrieben: Wenn man ihnen mit Respekt und Ehrerbietung gegenübertritt, gewähren sie dem Würdigen unschätzbare Einblicke in die Geheimnisse der Elemente, aus denen die Welt besteht. Warum sollte das für ungeschlüpfte Drachen nicht auch gelten. Es würde sicherlich keine Gefahr bestehen, wenn man dies berücksichtigt.

Leider konnte ich meine Gefährten nicht davon überzeugen. Sie wollten Rundwegs nichts davon Wissen nach dem Ei zu suchen. Alleine durch die Berge zu wandern, dürfte aber ein hoffnungsloses Unterfangen sein. Schade, um diese Gelegenheit.

Zwergengarten

Unverrichteter Dinge zogen wir am nächsten Morgen weiter. Während Gromdan im Verlauf des Tages immer unruhiger und fahriger wurde, zog sich Moira immer mehr zurück, wahr schweigsam und grüblerisch.

Wir kletterten einen steilen, aber begehbaren Pfad nach oben, bis wir auf ein Hochplateau kamen. Dort war jede freie Fläche mit Gemüsebeeten bepflanzt. Lediglich ein paar Häuser mit geschwungenen Dächern stachen aus dem üppigen Grün hervor.

Wir wurden recht bald bemerkt, aber die Zwerge um uns herum hielten Abstand, schienen auf etwas oder jemanden zu warten. Schließlich kam eine Delegation, angeführt von einer resolut wirkenden Zwergin namens Moldra, um uns in Empfang zu nehmen. Zuerst schien es uns als wären wir in Nurbadur nicht willkommen. Nachdem Bron – Moira schien sich nicht erklären zu wollen – unser Ziel erklärt hatte, wurde uns ein Quartier zugewiesen. Allerdings wurden wir eindringlich daran erinnert, dass wir Gäste seien und uns auch so zu benehmen hätten. Gromdan aber, entgegen seinem üblichen Verhalten, brüskierte unsere Gastgeberin, indem er immer mehr von dem Schnaps forderte, den man uns als Willkommenstrunk gereicht hatte.

Nach einer erholsamen Nacht kam die kleine Familie zu uns, um uns mitzuteilen, sie könne jetzt eine Zeit hier bleiben und wären in Sicherheit. Moira hatte wohl des nächtens alles mit ihrer Sippe geklärt, wirkte aber nicht sehr glücklich. Sie teilte uns ebenso mit, dass wir hingegen bald aufbrechen sollten. Fremde seinen in diesen friedlosen Zeiten nicht gerne in den Heimstädten der Zwerge gesehen. Nach einem langen Abschied, bei dem Koge drauf und dran war jedem die Rippen zu brechen, so fest wie er uns drückte, erwarb Bron noch ein Fass von dem Schnaps, der Gromdan so mundete, und wir verließen etwas wehmütig den Garten der Zwerge.

Zhadel am Ende des Abenteuers

Ein Character von Taarion aus Den Verbotenen Landen.

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Die Font für die Überschriften ist Gondola SD.